Seit der geplanten Legalisierung von Cannabis in Deutschland stellt der private Anbau eine der wenigen legalen Möglichkeiten dar, sich selbst mit Cannabis für den Eigenkonsum zu versorgen. Alternativ besteht die Option, Mitglied in einer Anbauvereinigung zu werden. Dieser Artikel erklärt die rechtlichen Rahmenbedingungen und gibt praktische Hinweise, um rechtliche Probleme zu vermeiden und erfolgreich Cannabis anzubauen.
Rechtliche Grundlagen: Eigenanbau laut Cannabis-Gesetz
Das neue Gesetz erlaubt den Anbau von bis zu drei Cannabispflanzen pro volljähriger Person am eigenen Wohnsitz. Das schließt die Wohnung oder das Haus sowie den angrenzenden Garten mit ein. Wer im Kleingarten Cannabis anbauen möchte, darf dies nur tun, wenn ein Wohnrecht für das Grundstück besteht. Auch Wochenendgrundstücke, die bebaut und als Nebenwohnsitz angemeldet sind, können für den Eigenanbau genutzt werden.
Eine besondere Regelung betrifft die Menge an Saatgut und Stecklingen, die erworben werden darf: Hier gibt es keine Höchstgrenze. Wichtig ist jedoch die Definition von „Stecklingen“ im Gesetz: Diese sind als junge, nicht blühende Pflanzen beschrieben. Die Grenze von drei Pflanzen bezieht sich nur auf blühende Cannabispflanzen. Die genaue Abgrenzung zwischen „unbegrenzten“ Stecklingen und den auf drei begrenzten ausgewachsenen Pflanzen sorgt allerdings noch für Interpretationsspielraum.
Woher bezieht man Saatgut und Stecklinge?
Saatgut darf ausdrücklich aus anderen EU-Ländern bezogen werden. Außerdem dürfen Anbauvereinigungen ihren Mitgliedern Samen und Stecklinge zur Verfügung stellen. Die rechtliche Situation in Bezug auf den Handel mit Stecklingen ist jedoch umstritten. Während das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Import von Samen als legal anerkennt, besteht Unklarheit, ob deutsche Händler Stecklinge verkaufen dürfen.
Auflagen für den Anbau: Schutz und Sicherheit
Cannabispflanzen und Vermehrungsmaterialien müssen vor dem Zugriff durch Dritte, insbesondere Kinder und Jugendliche, gesichert werden. Je nach Wohnsituation, etwa in Wohngemeinschaften oder Haushalten mit Kindern, können sich unterschiedliche Anforderungen an die Sicherheitsmaßnahmen ergeben. Im Garten kann eine Einzäunung ausreichen, während im Innenbereich Maßnahmen wie das Abschließen eines Anbauzeltes empfohlen werden.
Ein Vorteil für private Anbauer: Die Pflanzen müssen nicht versteckt werden, sie dürfen sichtbar sein. Allerdings kann ein Sichtschutz gegen Diebstahl sinnvoll sein.
Wichtig ist zu beachten: Der Eigenanbau dient ausschließlich dem Eigenverbrauch. Eine Weitergabe von selbst angebautem Cannabis, sei es gegen Bezahlung oder als Geschenk, bleibt illegal.
Anbau von Cannabis: Ein Einstieg in die Praxis
Der Anbau von Cannabis ist auch für Einsteigerinnen und Einsteiger machbar. Besonders im Freien lässt sich mit wenig Aufwand ein gutes Ergebnis erzielen. Balkon, Garten oder sogar eine sonnige Fensterbank können dafür genutzt werden. Wer sich für den Indoor-Anbau entscheidet, muss mit höheren Anschaffungskosten für Beleuchtung, Belüftung und Anbauzubehör rechnen. Dafür ist ein ganzjähriger Anbau möglich, unabhängig von den Jahreszeiten.
Samen oder Stecklinge: Was eignet sich für den Einstieg?
Beim Anbau von Cannabis gibt es grundsätzlich drei Saatgut-Kategorien: reguläre, feminisierte und automatische Samen. Reguläres Saatgut enthält sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen, wobei für die Blütenproduktion nur die weiblichen Pflanzen genutzt werden. Wer Aufwand bei der Geschlechtsbestimmung vermeiden möchte, greift zu feminisiertem Saatgut, das ausschließlich weibliche Pflanzen produziert. Automatische Samen („Autoflowering“) sind besonders pflegeleicht, da sie unabhängig von der Tageslichtlänge nach einer bestimmten Zeit zu blühen beginnen.
Stecklinge bieten eine weitere Option, um den Anbau zu starten. Sie sind Klone von weiblichen Pflanzen und ermöglichen es, direkt mit einer kleinen Pflanze in die Kultivierung einzusteigen. Das spart Zeit und gibt Sicherheit über das spätere Geschlecht der Pflanze.
Pflege und Ernte: Was braucht eine Cannabispflanze?
Cannabis ist eine robuste Pflanze, die unter verschiedenen Bedingungen gedeiht. Im Außenanbau sorgt die Natur oft für die nötige Balance, was insbesondere in Bezug auf Schädlinge von Vorteil sein kann. Regelmäßiges Gießen und gelegentliches Düngen reichen oft aus. Allerdings sollte Staunässe vermieden werden, um Wurzelfäule zu verhindern.
Im Innenanbau sind die Pflegeanforderungen höher, da Klimakontrolle, Beleuchtung und Belüftung selbst organisiert werden müssen. Mit einem Aktivkohlefilter lässt sich der typische Geruch der Pflanzen reduzieren, was in Wohnbereichen von Vorteil sein kann.
Schimmelgefahr in der Blütezeit
Eine Herausforderung im Außenanbau stellt der Grauschimmel dar, der besonders bei feuchtem Herbstwetter auftreten kann. Gute Belüftung und ein regengeschützter Standort können hier vorbeugen. Tritt dennoch Schimmel auf, sollten betroffene Stellen großzügig entfernt werden, um die Ausbreitung zu verhindern.
Ernte und Trocknung: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Die Erntezeit im Freien liegt in der Regel zwischen September und Oktober, wenn die Tage kürzer werden. Automatische Sorten können bereits nach 100 bis 120 Tagen erntereif sein, unabhängig von der Jahreszeit. Im Indoor-Anbau wird die Blütephase durch eine Anpassung des Lichtzyklus auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit eingeleitet. Diese dauert je nach Sorte etwa 60 bis 90 Tage.
Für die Ernte schneidet man die Pflanze über dem Boden ab und teilt sie gegebenenfalls in kleinere Abschnitte. Das Trocknen erfolgt idealerweise bei 16 bis 20 Grad und geringer Luftfeuchtigkeit. Sind die Blüten getrocknet, können sie in luftdichten Behältern gelagert und regelmäßig belüftet werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Bei richtiger Lagerung behalten die Blüten bis zu einem Jahr ihre Qualität.
Fazit: Eigenanbau erfordert Planung und Kenntnis der Rechtslage
Der Anbau von Cannabis bietet Privatpersonen die Möglichkeit, sich selbst legal mit Cannabis zu versorgen. Dabei ist es entscheidend, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Ein guter Einstieg gelingt mit einem einfachen Außenanbau auf Balkon oder Terrasse, während Indoor-Anbau mehr Planung und Investition erfordert. Wer sich gut vorbereitet und die Besonderheiten der Pflanze kennt, kann sich an einer erfolgreichen Ernte erfreuen.
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