Häfen haben für Menschen immer eine besondere Attraktivität, sind sie seit jeher die Tore zur Welt. Und dies unabhängig davon, ob sie am Mittelmeer, am Persischen Golf oder an der Ostsee oder Nordsee liegen. Doch ähnlich wie sich die Schifffahrt in den letzten 50 Jahren rasant verändert hat, sind auch viele Häfen in die Jahre gekommen und werden in der Form, in denen sie einst entstanden, nicht mehr gebraucht.
Blechbüchsen haben rote Backsteinbauten an Häfen abgelöst, Container sind allenthalben auf dem Vormarsch. Schon seit etwa vierzig Jahren beschäftigen sich Architekten und Städteplaner mit der Revitalisierung von Hafenflächen und das weltweit. Dabei geht es ihnen häufig darum, die Innenstädte zum Wasser hin zu öffnen und den Aufenthalt am Wasser zu einer neuen Aufenthaltsqualität zu machen. Bekannte Beispiels sind die Londoner Docklands oder die Waterfront iim südafrikanischen Cape Town. Auch die Hamburger Hafencity ist so ein Beispiel, wo nicht mehr benötigte Hafenflächen zur Ausweitung der Innenstadt geführt haben.
In diesem Zusammenhang sind auch die Pläne des Cuxhavener Investors Norbert Plambeck zu sehen, der rund 100 Millionen Euro in die Revitalisierung und Neunutzung des Cuxhavener Fischereihafens stecken will. Auf der jetzt zu Ende gegangenen ITB stellte der couragierte Unternehmer sein 100 Millionen Euro Investment vor.
Inzwischen habe man begonnen, den alten Gebäudebestand zu analysieren und gemeinsam mit den derzeitigen Mietern Zukunftsgespräche zu führen, berichtete Plambeck während einer Pressekonferenz. Der Investor betonte, dass es seinem Team um eine behutsame, langfristige und einen nachhaltigen Ausbau des alten historischen Ortes gehe. Das Ziel der Investoren: Die Bestandsimmobilien baldmöglichst zu optimieren, wo nötig zu sanieren und sie höherwertig zu nutzen. Wichtig sei den Architekten, dass sie behutsam vorgehen und nicht den alten Charme des Geländes aufgeben wollten.
Authentizität ist ein wichtiges Stichwort für Plambeck, der die Krabbenfischer und die Kutter nicht verdrängen will, sondern sie dort als lebendiges Zeichen maritimer Kultur halten will.
Bürgerbeteiligung
Ohne Bürger- und Anwohnerbeteiligung lässt sich ein derartig großes Projekt nicht mehr durchsetzen, das weiss auch Investor Plambeck. Damit der „Alte Fischereihafen“ nicht nur ein architektonisches Glanzstück wird, sondern auch von den zukünftigen Gästen und Einwohnern Cuxhavens angenommen wird, bedarf es verschiedener Modelle der Partizipation, die nicht nur aus Gesprächen mit potenziellen Mietern besteht.
Zudem gilt es die Gebäudeensembles mit einem Narrativ aufzuladen und sie damit zu einem wichtigen Teil der Cuxhavener Geschichte zu machen. Denn Cuxhaven steht immer ein wenig im Schatten des großen Hamburger Hafens. Dabei hat die Stadt, die am meist befahrenen Schifffahrtsweg der Welt liegt, eine lange maritime Tradition.
Die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, kurz Hapag, stach hier mit ihrem Dampfer „Augusta
Victoria“ mit 191 Passagieren zur ersten Kreuzfahrt der Welt ab, zigtausende von Auswanderern verließen hier seit dem 19. Jahrhundert bis bis nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimar Richtung USA und Kanada. Die Hapag-Hallen in Cuxhaven weisen noch Zeugnis davon.
Sie wurden übrigens erreichtet, weil den Verantwortlichen in der Reederei die Revierfahrt in das landeinwärts gelegene Hamburg zu weit schien. Zudem war Cuxhaven selbst schon seit 1394, als das Schloss Ritzebüttel von den Herren zu Lappe an Hamburg abgetreten wurde. Die Hamburger benötigten diesen strategisch wichtigen Ort, als Stützpunkt an der Elbmündung um die grassierende Seeräuberei in den Griff zu bekommen. Erst 1937 wurde Cuxhaven Teil der preußischen Provinz Hannover. Die Hapag Hallen übrigens, blieben sogar bis zum 5. Februar 1992, hamburgisch, in einem Staatsvertrag hatten sich der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder und Hamburgs Erster Bürgermeister Henning Voscherau in einem Staatsvertrag darauf geeinigt, dass die Hallen niedersächsisch werden sollten.
Heute steht der Hafen als wichtiger Platz für die Windenergie, die zunehmend Offshore in der Deutschen Bucht ausgebaut wird.
Architektonische Landmarke
Architektonisch möchte man gern eine Landmarke errichten, die vor allem durch einen Hotelneubau an der Wasserkante, eventuell auch die Hafeneinfahrt dominieren soll. Vor allem den regionalen Tourismus soll das Projekt fördern. Dabei spielt eine wesentliche Rolle „Cuxhaven wieder von der Wasserseite zugänglich zu machen“, wie Plambeck sich ausdrückte. Dazu will er „Maritime Tradition neu denken“. „Die geliebten Krabbenkutter bleiben und maritime Nutzung soll im Fokus stehen, hinzu sollen eine Markthalle, gläserne Manufakturen und weltoffene Gastronomie und ein Lifestyle Hotel in den Fischhallen kommen sowie eine Spielstätte für große Events in der alten Netzhalle eingerichtet werden.
Eingang zum Nationalpark Wattenmeer
Schon jetzt ist Cuxhaven Anziehungspunkt für etwa drei Millionen Besucher im Jahr, die an der Elbmündung und direkt vor am Nationalpark Wattenmeer liegt. In Cuxhaven wurde vor drei Jahren dann auch ein Neubau des UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer-Besucherzentrum eröffnet. In einmaliger Lage direkt am Wattenmeer zieht er mit seiner modernen Architektur und der attraktiven und informativen Ausstellung bei freiem Eintritt steigende Besucherzahlen an.
„210.000 Gäste seit Eröffnung des neuen Hauses, das ist ein Quantensprung für uns“, so Bernhard Rauhut, der Leiter des Hauses. Von hier aus starten Führungen ins Watt, in die Salzwiese und in die Küstenheide. So können Besucher Einblicke in diese einzigartige Naturlandschaft gewinnen.
Die Watt-Exkursionen führen ins Sahlenburger Watt, meist bis zum ersten Priel. Hier geht es weniger um den sportlichen Aspekt des Wanderns, sondern darum, den Lebensraum näher kennenzulernen: Lebensspuren auf dem Wattboden richtig zu deuten, einen Wattwurm in die Hand zu nehmen oder zu beobachten, wie sich eine Herzmuschel wieder eingräbt.
Dabei erfahren die Teilnehmer viel über den Nationalpark Wattenmeer, das Weltnaturerbe, die dort lebenden Tiere und Pflanzen, aber auch über die Gefährdung und Schutzwürdigkeit dieser einzigartigen Naturlandschaft. Beim anschließenden Mikroskopieren wird die Lebenswelt noch genauer „unter die Lupe“ genommen.
Ob Cuxhaven an die Tradition als Kreuzfahrtdestination anschließen werden wird, ist nicht nur wegen des sensiblen Lebensraumes Wattenmeer einerseits, sondern auch aufgrund der hohen Stickoxidemissionen der in die Kritik geratenen Kreuzfahrtschiffe andererseits, bislang noch nicht entschieden.
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