Auftragsmangel belastet deutsche Wirtschaft
Das Münchener Ifo-Institut vermeldet eine Verschärfung des Auftragsmangels in der deutschen Wirtschaft im April. Betroffen ist besonders der Industriebereich, wo 39,5 Prozent der Unternehmen über fehlende Aufträge klagen, ein Anstieg von 36,9 Prozent seit Januar. Auch der Dienstleistungssektor ist betroffen, allerdings mit einem geringeren Anstieg von 32,1 auf 32,4 Prozent.
Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen, erklärt: „Der Mangel an Aufträgen behindert die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Kaum ein Sektor bleibt verschont.“ Besonders hart trifft es energieintensive Branchen: Textilhersteller melden zu 61,5 Prozent zu wenige Aufträge, bei den Papierherstellern sind es 53,9 Prozent. In der Metallproduktion und -verarbeitung klagen 50,6 Prozent der Betriebe über Auftragsmangel, in der chemischen Industrie 46,6 Prozent. Im Vergleich dazu steht die Automobilindustrie mit 29,2 Prozent deutlich besser da.
Das Ifo-Institut, eine seit 1949 bestehende Einrichtung, analysiert und berät in Wirtschaftspolitik, wobei zwei Drittel seines Budgets aus öffentlichen Mitteln stammen. Clemens Fuest führt das Institut seit 2016.
Im Dienstleistungssektor variiert die Situation stark. Bei Personaldienstleistern berichten 63,9 Prozent von einem Auftragsmangel, was laut Wohlrabe auf die allgemein schwache Wirtschaftsentwicklung zurückzuführen ist. Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind hingegen selten betroffen.
Die grüne Spitzenkandidatin für die Europawahlen 2024, Terry Reintke, betont die Notwendigkeit, die europäische Wirtschafts- und Sicherheitspolitik neu auszurichten, insbesondere in Bezug auf die Rohstoffpolitik. Sie warnt vor Abhängigkeiten von autokratischen Staaten wie Russland und China, vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen, wie Russlands Angriff auf die Ukraine und mögliche Konflikte im Südchinesischen Meer.
Reintke fordert eine Diversifizierung der Rohstoffquellen und schlägt eine Vier-Säulen-Strategie vor, einschließlich der Förderung der Kreislaufwirtschaft und der Stärkung der heimischen Bergbau- und Verarbeitungskapazitäten in der EU.
Zum deutschen Außenhandel: Im ersten Quartal 2023 überholten die USA China als Deutschlands wichtigsten Handelspartner, was die geopolitische Neuausrichtung und die zunehmende Attraktivität des US-Marktes für deutsche Unternehmen unterstreicht. Diese Entwicklung könnte durch die kommenden US-Wahlen und eine mögliche protektionistische Wende weiter beeinflusst werden.
Insgesamt spiegeln diese Entwicklungen tiefgreifende Veränderungen in den globalen Wirtschaftsströmungen und strategischen Ausrichtungen wider, die das internationale Handelsgefüge, insbesondere zwischen den großen Wirtschaftsmächten wie den USA, China und der EU, neu formen könnten.
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