Socken stopfen? Hosen ausbessern? Pullover reparieren? Bei der überwiegenden Zahl der Deutschen ist das kein Thema mehr.
Überladende Kleiderschränke, Unmengen an Jacken, Hemden , Blusen und Schuhen so sieht es in vielen deutschen Haushalten aus. Und nicht nur das. Die Bundesbürger kaufen nicht nur schnell, sie sortieren auch schnell wieder aus, wie eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie jetzt ermittelte.
Jeder Achte Bundesbürger beispielsweise trägt seine Schuhe weniger als ein Jahr.
„Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen und genauso kurzlebig wie Plastiktüten oder Einweg-Geschirr. Das geht zu Lasten der Umwelt und Gesundheit, denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert,“ sagt Greenpeace-Textilexpertin Kirsten Brodde.
Gründe gibt es viele. So sind Kosten für Kleidung in einigen Segmenten sehr preiswert und seitdem Discounterketten in den Textilmarkt dringen, ist auch die Kaufbarriere weiter gesunken. Hosen für acht Euro, sieben Paar Socken für fünf Euro, heute keine Seltenheit mehr.
Frauen besitzen mit durchschnittlich 118 Kleidungsstücken deutlich mehr als Männer mit 73 Teilen (ohne Strümpfe und Unterwäsche). Immerhin ein Drittel der Deutschen hat aber mindestens doppelt so viele Teile im Schrank. Kleidung muss nicht mehr lange halten, sondern vor allem den schnell wechselnden Trends folgen. Knapp zwei Drittel sortiert Kleidung aus, wenn sie nicht mehr gefällt; ein Drittel will einfach Platz schaffen im Schrank. In das Bild passt, dass das Reparieren aus der Mode gekommen ist: Etwa die Hälfte der Deutschen hat noch nie Kleidung zum Schneider gebracht. Über die Hälfte der 18-29-Jährigen war noch nie beim Schuster. Die meiste Kleidung landet im Müll oder der Kleidersammelbox.
Tauschen und leihen kaum noch verbreitet
Alternativen wie tauschen, leihen oder verkaufen sind für die große Mehrheit noch immer sehr exotisch: 83 Prozent der Deutschen haben noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, über die Hälfte noch nie Kleidung weiter verkauft. Am ehesten geben die Deutschen Kleidung im Bekanntenkreis weiter. „Um den Kleiderkonsum zu drosseln, müssen die einfachen Alternativen Tauschen und Teilen zur täglichen Routine werden wie Zähneputzen,“ sagt Brodde. „Angebote dafür gibt es genug – sei es die Tauschbörse im Internet, der Flohmarkt oder die Kleidertauschparty um die Ecke.“
Trotzdem wünschen sich die Verbraucher mehr Nachhaltigkeit auf Seiten der Textilfirmen. Knapp die Hälfte hätte gern Garantien auf Kleidung oder recyclingfähige Kleidung.
Greenpeace kämpft seit Jahren für eine saubere Textilindustrie. Nachdem sich bereits 32 Firmen von H&M über Adidas bis Lidl auf eine giftfreie Kleidungsproduktion verpflichtet haben, tritt Greenpeace seit diesem Jahr verstärkt für einen anderen Kleidungskonsum ein: Gebraucht statt neu kaufen, reparieren statt wegwerfen, zertifizierte Mode statt billiger Massenware. Nur so kann die Vergiftung der Wasserressourcen vor allem in den asiatischen Produktionsländern gestoppt werden.
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