Gemeinsam mit einem norwegischen Wissenschaftlerteam haben Küstenforscher des Helmholtz-Zentrums Geesthacht ein statistisches Verfahren entwickelt, mit dem sich die zukünftigen Bestände des Kabeljaus in der Barentssee besser vorhersagen lassen. Diese neue Methode könnte das Fischerei-Management der Kabeljaubestände nachhaltig verbessern und wurde jetzt in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlicht.
Der Kabeljau zählt zu den wichtigsten Speisefischen des Nordatlantiks. Bedingt durch zahlreiche Einflüsse wie etwa den Klimawandel oder den Fischereidruck wird seit Jahren von Wissenschaft und Umweltverbänden vor seiner Überfischung gewarnt. Um sinnvolle Fangquoten festzulegen, schätzt der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES – International Council for the Exploration of the Sea) regelmäßig die Kabeljaubestände für die kommenden ein bis drei Jahre ab. Diese Prognosen stützen sich unter anderem auf Erkenntnisse über die Biologie der Fischart, ozeanografische Parameter wie Salzgehalt oder Wassertemperatur und den menschlichen Einfluss durch die Fischerei.
„Wir sind bei unseren Vorhersagen einen anderen Weg gegangen und haben uns in der Barentssee ausschließlich der Statistik gewidmet“, erläutert Prof. Dr. Corinna Schrum, Mitautorin und Initiatorin der aktuellen Publikation und Leiterin am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. Dabei ist dem Team zum ersten Mal eine langfristige Prognose gelungen, die die Vorhersage des Bestandes für bis zu sieben Jahre im Voraus ermöglicht. Diese Prognosen sind bereits ab dem zweiten Jahr deutlich genauer als die ICES Vorhersagen.
Temperatur- und Salzgehaltsverhältnisse im Nordatlantik unterliegen langfristigen Schwankungen, die von einigen Jahren bis hin zu Jahrzehnten reichen können. Für die Entwicklung ihrer erfolgreichen Analysen hat das deutsch-norwegische Wissenschaftlerteam die Biomassen der Kabeljaubestände der Barentssee zwischen 1957 und 2017 mit Beobachtungsdaten von Temperatur und Salzgehalt im Nordatlantik statistisch abgeglichen. Es zeigt sich dabei, dass diese Schwankungen im Nordatlantik einen deutlichen Zusammenhang mit den zukünftigen Kabeljaubeständen in der Barents See haben und ´diesen nachhaltig beeinflussen.
„Wir vermuten, dass mehr warmes und nährstoffreiches Wasser aus dem Nordatlantik in der Barentssee zu einer erhöhten Nahrungsproduktion für den Kabeljau führt und so die Biomasse des Bestandes in „warmen“ Jahren zunimmt“, erläutert Corinna Schrum.
„Wir hoffen, dass unsere erfolgreiche Arbeit dazu beitragen kann, die Bestände des Kabeljaus in der Barentsee nachhaltiger managen zu können“, so Schrum.
Bis 2024 prognostiziert das Modell der Wissenschaftler eine fortschreitende Abnahme der Biomasse des Kabeljaubestandes in der Barentssee.