Bislang war das Baltikum vom europäischen Gasnetz abgetrennt. Nun soll eine erste Gasverbindungsleitung zwischen Polen und Litauen diese Verbindung herstellen und die für eine neue wirtschaftliche Dynamik in der Region benötigte Energie liefern.
Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, begrüßte heute die Unterzeichnung der Finanzhilfevereinbarung für die GIPL (Gas Interconnector Poland – Lithuania), die erste Gasverbindungsleitung zwischen Polen und Litauen. Bis Dezember 2019 soll dann der Bau der Leitung abgeschlossen. Die Kosten belaufen sich nach Angaben der EU-Kommission auf 558 Millionen Euro. Die EU beteiligte sich an den Projektosten mit etwa 10 Millionen Euro für Studien und einem Zuschuss für die Bauarbeiten von etwa 295 Millionen Euro.

Die Gasleitung soll über eine Länge von 534 Kilometern verlaufen, der Großteil davon in Polen. Sie soll am Anfang den Transport von 2,4 Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr von Polen nach Litauen und 1 Milliarde Kubikmeter in umgekehrter Richtung ermöglichen.

Die Unterzeichnung in Anwesenheit von Präsident Juncker sowie der Ministerpräsidentin von Polen, Ewa Kopacz, der Präsidentin der Republik Litauen, Dalia Grybauskaitė, der Ministerpräsidentin Lettlands, Laimdota Straujuma sowie des Ministerpräsidenten Estlands, Taavi Rõivas, ist auch ein Durchbruch im Hinblick auf die Erhöhung der Versorgungssicherheit und der Krisenfestigkeit des europäischen Energiemarktes.
Ein zentrales Element der EU-Strategie für die Energieunion ist die Schließung von Verbindungslücken in der Energieinfrastruktur. Die Solidarität der beteiligten Mitgliedstaaten zeigt, wie durch Bündelung ihrer Kräfte alle Teile der Europäischen Union gestärkt und krisenfester gegenüber potenziellen Energieengpässen werden können. Die beteiligten Mitgliedstaaten verpflichten sich, auch in Zukunft zusammenzuarbeiten, um die Integration der Region in den EU-Energiebinnenmarkt weiter voranzutreiben.
Die Kommission hat sich dazu verpflichtet, Verbindungsleitungen zu schaffen, damit die Energie dorthin fließen kann, wo sie am dringendsten benötigt wird, und um sicherzustellen, dass alle Mitgliedstaaten Zugang zu mindestens drei Energiequellen haben. Der Bau von bislang fehlenden grenzüberschreitenden Verbindungsleitungen zwischen dem Ostseeraum und dem übrigen EU-Energiemarkt ist eine Priorität der Kommission.
Anlässlich der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung sagte Präsident Juncker: „Die … Unterzeichnung ermöglicht es den Projektträgern, mit den Bauarbeiten an der Pipeline zu beginnen, die bis Dezember 2019 abgeschlossen werden sollen. Die baltischen Staaten und Polen werden ihre für Energiepolitik zuständigen Minister beauftragen, die Umsetzung des Vorhabens zu überwachen und dafür zu sorgen, dass der vereinbarte Zeitplan eingehalten wird. Anlässlich der Unterzeichnung gaben die anwesenden Staats- und Regierungschefs eine Erklärung ab, in der sie ihre Bereitschaft bekräftigten, den Energieverbund weiter auszubauen und die Krisenfestigkeit ihrer Energiemärkte weiter zu stärken.“
 
[fontawesome icon=“play“ size=“14px“ color=““] Hintergrund: Was wird sich ändern?
Die Regierungen Polens, Litauens, Lettlands und Estlands sowie die Europäische Kommission haben eine Vereinbarung über den Bau einer Gasverbindungsleitung zwischen Polen und Litauen (GIPL) getroffen, der bis 2019 abgeschlossen werden soll. Ziel ist es, die seit Langem bestehende Isolierung der baltischen Staaten im Gasbereich zu beenden.
Wie wird dies erreicht?
Mit dem Vorhaben werden die Gasversorgungsnetze des Ostseeraums in den EU-Erdgasbinnenmarkt integriert. Die Grundlage hierfür bildet die Strategie der Europäischen Kommission für die Energieversorgungssicherheit, die gewährleisten soll, dass keine Region in Europa im Energiebereich isoliert bleibt. Das Projekt ist das Ergebnis einer engen regionalen Zusammenarbeit, die die Europäische Kommission im Rahmen der Initiative „Verbundplan für den baltischen Energiemarkt“ (Baltic Energy Market Interconnection Plan, BEMIP) unterstützt hat.
Kosten
Das Projekt ist mit Baukosten von insgesamt 558 Mio. EUR verbunden.
Die GIPL wurde im Jahr 2014 im Rahmen der Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) auf folgende Weise kofinanziert:

  • durch einen Zuschuss für Studien – ca. 10 Mio. EUR sowie
  • durch einen Zuschuss für Bauarbeiten – ca. 295 Mio. EUR.

Im vergangenen Monat erzielten die Vertreter der nationalen Behörden Estlands, Lettlands, Litauens und Polens sowie der Kommission und der Projektträger (Amber Grid, Litauen, und Gaz-System, Polen) eine Einigung über die Finanzstruktur des Projekts und ebneten so den Weg für den Bau und Betrieb der Infrastruktur, die bis Dezember 2019 fertiggestellt werden soll.
Nutzen
GIPL ist mit sozioökonomischen Vorteilen für die drei baltischen Staaten und – nach Fertigstellung der Gasverbindungsleitung zwischen Finnland und Estland – auch für Finnland verbunden. Die Verbindungsleitung trägt dazu bei,

  • die Isolierung dieser Staaten im Gasbereich zu beenden,
  • die Gasversorgungsquellen, -wege und -anbieter noch stärker zu diversifizieren und
  • die Gasversorgungssicherheit zu erhöhen.

Technische Details 
Die neue 700-mm-Gaspipeline hat eine Gesamtlänge von 534 km, wobei 357 km in Polen und 177 km in Litauen verlaufen.
Ihre anfängliche Kapazität ermöglicht es, 2,4 Mrd. m3 Gas pro Jahr von Polen nach Litauen und 1,0 Mrd. m3 pro Jahr in umgekehrter Richtung zu transportieren.