Immer wieder prägen Unwetter, Rege  und Stürme unser Wetter. Und nicht nur Meteorologen und Klimaforscher, sondern auch Landwirte und andere Agrarexperten sorgen sich um die Zunahme sogenannter Extremenwetterlagen.
So versank der Südosten Deutschlands  in den letzten Wochen im Regen, im Norden litten die Äcker unter anhaltender Dürre, die Waldbrandgefahr stieg. Der Zeitpunkt, über extreme Wetterlagen und ihre Auswirkungen für die Land- und Forstwirtschaft zu sprechen, hätte nicht besser gewählt sein können. In der vergangenen Woche stellten Experten auf einer Tagung in Berlin die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Agrarrelevante Extremwetterlagen und Möglichkeiten von Risikomanagementsystemen“ vor. 

Starkregen, Hitze, Dürre, Sturm, Hagel oder Frost können der Land- und Forstwirtschaft erheblichen Schaden zufügen. „Während die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels relativ gut erforscht sind, lagen für die erwartete Zunahme von Extremwetterlagen kaum belastbare Erkenntnisse vor, schon gar nicht regional und nach Kulturarten differenziert“, umreißt Projektleiter Dr. Horst Gömann vom Braunschweiger Thünen-Institut für Ländliche Räume die Ausgangslage. Die Frage, wie Wirtschaft und Staat reagieren können, veranlasste das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vor zwei Jahren, das Forschungsprojekt in Auftrag zu geben. Unter Federführung des Thünen-Instituts und zusammen mit dem Julius Kühn-Institut, dem Deutschen Wetterdienst sowie weiteren Partnern wurden die einzelnen Aspekte untersucht und die Ergebnisse jetzt vorgestellt. 

Zum Thema Niederschlag fasste der Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes, Dr. Paul Becker, die Erkenntnisse wie folgt zusammen: „Die Häufigkeit von Extremniederschlägen dürfte bis zum Jahr 2100 im Winter um etwa 50 % bis 100 %, im Sommer dagegen nur leicht zunehmen. Dieser Trend findet sich in den Beobachtungen des Deutschen Wetterdienstes für die Wintermonate zum Teil auch bereits wieder, für den Sommer lassen sich dagegen noch keine Änderungen feststellen“. 

Hitzetage steigen
Die Auswertungen für den Zeitraum von 1961 bis 2013 sowie die Ergebnisse aus den Klimamodellen bis zum Jahr 2100 zeigen zudem: Die Zahl extremer Hitzetage ist angestiegen, dieser Trend wird sich in Zukunft fortsetzen. Ferner nahmen in den letzten 20 Jahren die Tage ohne Niederschlag im März und April zu, ebenso die Zahl extrem trockener Sommertage. Während für die Frühjahrstrockenheit keine Aussagen zur zukünftigen Entwicklung vorliegen, soll extreme Sommertrockenheit weiter zunehmen, so die Wissenschaftler. Hitze und Trockenheit wirkt sich vor allem auf die Ertragsbildung bei einigen Ackerkulturen, z. B. Weizen, aus. Aktuell werden diese Effekte unter Freilandbedingungen vom Thünen-Institut und vom Julius Kühn-Institut näher untersucht.

Im Wald ist die Fähigkeit zur Selbstverjüngung vor allem unter Fichte und Kiefer gefährdet. Bei einigen Extremwetterlagen wie Hagel, Starkniederschlägen und Spätfrösten, die insbesondere im Acker-, Obst- und Gemüsebau hohe Schäden verursachen, besteht wegen fehlender Beobachtungsdaten bzw. nicht eindeutiger Wechselwirkungen weiterer Forschungsbedarf. 

Das Forschungsprojekt kommt zu der Empfehlung, dass es angesichts vielfältiger Anpassungsoptionen in der Land- und Forstwirtschaft nicht unmittelbar notwendig sei, Risikomanagementsysteme wie etwa großflächige Versicherungslösungen gegen Dürre verstärkt staatlich zu unterstützen. 

„Diese Studie leistet einen wichtigen Beitrag, sich frühzeitig auf die erwarteten Veränderungen einzustellen und über geeignete Anpassungsmaßnahmen nachzudenken“, so Jobst Jungehülsing, Ministerialrat im BMEL, zum Abschluss der Veranstaltung. Bemerkenswert sei auch, dass das Thünen-Institut, der Deutsche Wetterdienst und das Julius-Kühn-Institut mit dem Projekt eine Vorreiterrolle in der EU hätten, da eine solche Studie bislang noch nicht durchgeführt worden sei.