Brasilien gehört zu den wichtigsten Schwellenländern der Erde. In Brasilien stehen derzeit eine ganze Reihe wichtiger Entscheidungen an. Eine davon ist die künftige Energieversorgung des Landes.
So errichtet das Konsortium „IE Belo Monte“, das aus den zwei Töchtern des staatlichen Energiekonzerns Eletrobras, Furnas und Eletronorte, und der staatlichen chinesischen Firma State Grid, die den Mehrheitsanteil hält,besteht derzeit eine über 2.100 Kilometer lange Überlandleitung. Für den Bau sind Investitionen von umgerechnet rund 1,5 Milliarden Euro geplant. Die Trasse soll im Jahr 2019 fertiggestellt werden.
Auch die Frage von Smart Metern stellt sich. Die Einführung eines Smart-Meter-Grids in Brasilien hätte zahlreiche Vorteile:von Kosteneinsparungen bei der Stromrechnung bis hin zu Verbesserungen hinsichtlich der Sicherheit und Qualität des Stromnetzes. Brasilien hat eine hohe Stromdiebstahlsrate, wodurch zahlende Kunden den gestohlenen Strom indirekt subventionieren.
Mit einem Smart-Reader-System lassen sich diese Probleme sehr leicht umgehen: Smart-Reader-Systeme ersetzen traditionelle Ablesegeräte, wodurch Lesefehler und Gewalt gegen Stromableser reduziert werden und zugleich besser nachvollzogen werden kann, wie Elektrizität genutzt wird. So verbessern Smart-Reader Systeme nicht nur die Stromqualität, sondern informieren den Kunden auch darüber, ob ihr Nachbar Strom klaut – oder die Abrechnung der Stromkonzerne stimmt.
Die in Washington ansässige Northeast Group veröffentlichte vor Kurzem eine Studie zu den Smart-Grid-Potentialen der Emerging Markets. Demnach werden sich die Investitionen in den Smart-Grid-Markt in Brasilien bis 2022 auf 36,6 Milliarden USD belaufen. Allein Smart-Meter-Verkäufe werden, so die Studie, bis zum Jahr 2020 in Lateinamerika 24 Milliarden USD Umsatz generieren. In Brasilien ist der Smart-Meter-Absatz bereits hoch und es wird angenommen, dass dort bis Ende der 2010er-Jahre 63,5 Millionen Smart-Meter-Geräte verkauft werden.
Auch wenn die Smart-Meter-Branche sehr optimistisch in die Zukunft blickt, gibt es noch eine große Herausforderung: Die brasilianische Regierung muss – genauso wie andere Regierungen lateinamerikanischer Länder – noch ein Smart-Meter-Modell als Standard festlegen. Bis es soweit ist, werden alle größeren Investitionen noch auf Eis liegen. Denn solange eine Standardisierung fehlt, können weder Best Practices vorgegeben werden, noch können Behörden und private Organisationen vernünftige Konzepte aufstellen, Installationen und Systeme optimieren oder die Energieeffizienz verbessern.
Energiemanagement und -standardisierung können dazu beitragen, den Energiesektor kontinuierlich zu verbessern. Feste Standards hinsichtlich Energiemanagement-Systemen, Energieeffizienz-Dienstleistungen, Terminologie, Energienutzungs-Benchmarking, Energieaudits sowie Energieeffizienz- und Energieeinsparungs-Rechnungen sind wichtig, um die Einführung eines Smart-Grid- Systems zu ermöglichen.
In Brasilien wird bereits mit verschiedenen Energieversorgern an einem umfassenden „Smart City“-Konzept gearbeitet, bei dem schon eine Reihe von Smart Grid-Anwendungen wie dezentrale erneuerbare Energieerzeugung und anspruchsvolle Heimnetze zum Einsatz kommen. Dank der Unterstützung der portugiesischen EDP-Gruppe und Telit mit seinen GE865-Modulen wurde Aparecida die erste brasilianische „Smart City“. Dort kann die brasilianische Energiebehörde die verschiedenen Bedürfnisse und Modelle optimal bewerten.
In dieser Stadt im Bundesstaat São Paulo, die zu den wichtigsten christlichen Pilgerstätten Lateinamerikas zählt, ließ EDP 15.300 Smart Meter installieren, die drahtlos und in Echtzeit alle Kundeninformationen senden. Dies ermöglicht es dem regionalen Energieunternehmen, Stromausfälle zeitnah festzustellen und den Stromfluss sofort wiederherzustellen, ohne dabei ein Service-Team in das betroffene Gebiet schicken zu müssen. Das Ablesen erfolgt dabei drahtlos, was auch die Sicherheit der Mitarbeiter des Energieunternehmens erhöht. Darüber hinaus wurden LED Leuchten installiert, die Energie sparen und Wartungskosten reduzieren, und es wird geplant, weitere Standorte einzurichten, wo Batterien von Elektroautos aufgeladen werden können. Diese Investitionen sollen letztlich auch die Energiekosten für Endkunden senken und den Weg in die Zukunft Brasiliens weisen, in der alle Städte dem Beispiel Aparecidas folgen sollen.
Großereignisse wie die Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele 2016 sowie die stetig wachsende Wirtschaft werden es schwer machen, den Strombedarf Brasiliens bei Energiespitzen zu decken. Letztlich werden Smart Grids für die Erfordernisse und Bedürfnisse dieses Sektors eine wichtige Rolle spielen.
Der private Sektor erwartet jedenfalls mit Spannung die Entscheidung, die nun in der Hand der brasilianischen Regierung liegt.
*Emmanuel Maçon-Dauxerre ist Vertriebsleiter für den Geschäftsbereich Energie bei Telit Wireless Solutions, einem weltweit tätigen Anbieter von qualitativ hochwertigen Machine-to-Machine (M2M)-Modulen und -Dienstleistungen. Er ist verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Telits Vertriebsstrategien für den weltweiten Energiemarkt, vor allem im Bereich des Smart Metering.
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