Autos für Kühe, so nennt Greenpeace das Mercosur Abkommen, das die NGO jetzt geleakt hat. Unter Verschluss gehaltene Informationen wecken Begehrlichkeiten, nicht nur bei Journalisten, sondern häufig auch in den interessierten Öffentlichkeit. Insofern ist es kein Wunder, dass NGOs, zumindest dort, wo es ein breites öffentliches Interesse gibt, bemüht sind, diese Informationen offenzulegen.

Greenpeace Deutschland liegt der unter Verschluss gehaltene Vertragstext zum EU-Mercosur-Assoziierungsabkommen vor, den die EU und die vier Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay am 18. Juni abgeschlossen haben.  Für die Greenpeace-Experten sieht aus Klima- und Umweltpolitischer sieht dieses Abkommen desaströs aus.

Das Assoziierungsabkommen ist der übergeordnete Vertrag, das umstrittene Freihandelsabkommen nur ein Teil davon. Die Kenntnis des Abkommens ist entscheidend, um den Handelsteil überhaupt umfassend bewerten zu können. „Das Abkommen ist und bleibt ein ‚Autos für Kühe‘ – Deal, der den Exportinteressen der EU dient. Der Verhandlungstext bestätigt: Umweltschutz ist hier zweitrangig“, sagt Jürgen Knirsch, Handelsexperte von Greenpeace. „Dabei erfordert der Zustand des Klimas und der Verlust der Arten dringende Maßnahmen.“

Das Abkommen steht seit Jahren in der Kritik, durch Zollsenkungen besonders klimaschädliche Branchen wie den südamerikanischen Agrarsektor und die Europäische Automobilbranche zu begünstigen. Der nun vorliegende Rahmenvertrag bestätigt diese Befürchtung.

Kaum Aussagen zum Klimaschutz

Der Vertrag räumt dem Schutz von Klima und Umwelt eine schwache Rechtsstellung ein: Anders als die Achtung der Menschenrechte oder die Verpflichtung zur Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen, gilt der Schutz von Umwelt und Klima nicht als wesentlicher Bestandteil (essential element). Ein Verstoß gegen einen wesentlichen Bestandteil durch eine Vertragspartei berechtigt die andere Partei zu sofortigen Maßnahmen. Diese kann das Abkommen dann teilweise oder vollständig aussetzen. Umwelt- und Klimaschutz kommen im Text zwar zur Sprache, es bleibt aber bei bloßen Absichtserklärungen. So wird das Pariser Klimaschutzabkommen lediglich begrüßt und die Vertragsparteien rufen zu dessen rascher Umsetzung auf, konkrete Verpflichtungen und Maßnahmen aber fehlen.

Fehlende Vorgaben

Der Finanzsektor soll zwar ermutigt werden, in Kooperationsprojekte zu investieren, auch soll die Europäische Investitionsbank (EIB) an ihren Plänen in den Mercosur-Staaten festhalten. Es fehlt aber die Vorgabe, die Investitionen an Nachhaltigkeitskriterien zu koppeln, so dass zum Beispiel die Finanzierung einer klimaschädlichen industriellen Landwirtschaft weiterhin möglich ist.

„Im einundzwanzigsten Jahrhundert müssen internationale Abkommen soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt stellen. Das Mercosur-Abkommen ist schlichtweg veraltet und nicht verbesserungsfähig. Es darf nicht verabschiedet werden“, so Knirsch. „Wir brauchen eine komplette Neuausrichtung der EU-Handelspolitik.“  Doe Greenpeace Fachleute haben das Gutachten in einer längeren Form analysiert. Diese Analyse findet sich hier

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