Ouarzazate in Marokko, zwischen dem Hohen Atlas und dem Antiatlas gelegen, ist in der Filmwelt bekannt als Kulisse für Filme wie Gladiator, Die Päpstin, der Medicus oder die Bibel. Doch die Stadt an der N10, der großen Ost-Westachse Marokkos, ist auch für seine Sonnenstunden bekannt. Zwischen acht und etwas mehr als elf Stunden scheint hier täglich die Sonne, im Jahresmittel sind es etwa 9,4 Stunden.
Für die marokkanischen Planer war dies Grund genug, hier in der Umgebung der Stadt bis mit 500 MW elektrischer Leistung in 3 Blöcken (170 MW, 200 MW, 130 MW) das größte solarthermische Kraftwerk der Welt zu bauen und und zu planen. In zwei Blöcken werden Parabolspiegel errichtet, im dritten Block wird ein Solarturmkraftwerk gebaut, welches durch die höheren Frischdampftemperaturen eine höhere Effizienz erlaubt. Im Jahr 2009 hat sich Marokko das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2020 42 Prozent der installierten Stromerzeugungskapazität im Land durch Erneuerbare Energien zu stellen. Zu diesem Zweck sollen bis 2020 je 2 Gigawatt Solar-, Wind- und Wasserkraft errichtet werden.
Deutsche Hilfe
Gebaut wird auch mit deutscher Hilfe. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) unterstützen mit einem 654 Millionen Euro-Kredit den Bau. Damit will die Bundesregierung den internationalen Klimaschutz und den Ausbau Erneuerbarer Energien in Nord-Afrika vorantreiben..
350 MW Leistung
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat im Auftrag von BMUB und BMZ die Darlehensverträge für den Bau von zwei Solarkraftwerken als wesentlichen Teil des weltweit größten Solarkraftwerk-Komplexes in der Region Ouarzazate in Marokko unterzeichnet. Deutschland stellt Entwicklungskredite in Höhe von insgesamt 654 Millionen Euro für die Errichtung eines Solarturmkraftwerks sowie eines Parabolrinnenkraftwerks zur Verfügung. Beide Kraftwerke zusammen sollen über eine elektrische Leistung von 350 MW verfügen. Dies entspricht der Leistung eines mittelgroßen konventionellen Kraftwerkblocks.
Bei den beiden Solarkraftwerken handelt es sich um hochinnovative Technologien, die zum Teil erstmals in dieser Größenordnung zum Einsatz kommen. Damit werde es Marokko ermöglicht, einen großen Schritt in Richtung einer klimafreundlichen und nachhaltigen Energieversorgung zu machen, heisst es dazu in einer Mitteilung.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Durch unsere Unterstützung zeigen wir, dass Deutschland seine Verantwortung für den globalen Klimaschutz ernst nimmt. Die weltweite Transformation der Energiesysteme ist Schlüssel für einen erfolgreichen Klimaschutz. Für Entwicklungsländer wie Marokko, die in hohem Maße von fossilen Energieträgern und Energieimporten abhängig sind, ist der Ausbau von Erneuerbaren Energien die Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung. Durch seinen ambitionierten Solarplan ist Marokko ein Vorbild in der Region und darüber hinaus. Wir freuen uns, dass wir heute einen entscheidenden Beitrag zur Unterstützung Marokkos auf diesem Weg und zur Marktentwicklung innovativer und zukunftsträchtiger Klimatechnologien leisten können.“
Und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller äußerte sich: „Der Solarkomplex in Ouarzazate zeigt sehr deutlich, dass Ökonomie und Ökologie sich nicht ausschließen, sie sind Bestandteil einer nachhaltigen Entwicklung. Klima- und Ressourcenschutz sind Schwerpunkte unserer entwicklungspolitischen Arbeit. Wir unterstützen unsere Partnerländer dabei, innovative und auf die nationalen Bedarfe abgestimmte Lösungen für die Energieversorgung zu finden. Wir zeigen so ganz konkret, wie partnerschaftliche Zusammenarbeit zum Schutz von globalen Gütern wie dem Klima möglich ist. Die Förderung umweltfreundlicher Technologien im Energiesektor ist auch weiterhin ein wichtiger Teil unseres Engagements in Nordafrika.“
Deutschland ist der wichtigste Partner Marokkos bei der Umsetzung der beiden Vorhaben, an denen auch die Weltbank, die afrikanische Entwicklungsbank, die Europäische Investitionsbank, die französische Entwicklungsbank sowie die Europäische Kommission beteiligt sind. Darlehensnehmer ist die marokkanische Solaragentur MASEN, die den Kraftwerksbau in einer Public-Private-Partnerschaft umsetzen wird.
Die deutschen Gelder werden aus der Internationalen Klimaschutzinitiative des BMUB und der Initiative für Klima und Umweltschutz des BMZ bereitgestellt. BMUB und BMZ leisten damit einen
wichtigen Beitrag zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen. Jährlich können nach Fertigstellung durch den Solarkraftwerk-Komplex Ouarzazate etwa 800.000 t CO2 eingespart werden. Gleichzeitig wird damit aber auch maßgeblich zur Umsetzung des Marokkanischen Solarplans beigetragen, der die Errichtung von 2 Gigawatt Solarenergie bis 2020 vorsieht. Ein erstes Solarkraftwerk wird bereits am Standort Ouarzazate ebenfalls mit Unterstützung der Bundesregierung errichtet. BMUB und BMZ hatten hierfür insgesamt 115 Mio. EUR bereitgestellt.
Referenzobjekte
Ouarzazate kann zu einem Referenzprojekt für weitere große Solarkraftwerke in der Region, aber auch in anderen sonnenreichen Gebieten der Welt werden. Nach
Fertigstellung soll der gesamte Kraftwerkskomplex eine installierte Kapazität von 570 Megawatt haben. Die Weiterentwicklung der *Concentrated Solar Power*-Technologie und die damit verbundene Kostendegression der Technologie kann bei dem Umbau der weltweiten Energiesysteme eine zentrale Rolle spielen.
Die Unterstützung der Entwicklung und des Ausbaus des marokkanischen Solarsektors sind Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des BMUB, mit der seit 2008 gezielt Klima- und Biodiversitätsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern gefördert werden.
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