„Mittel- und Langfristig werden wir nicht ohne vernünftige Prävention gegen die Brände in Indonesien vorgehen können“, davon ist der oberste Brandbekämpfer des Landes, Dr. Herdrajat Daryanto, Director General of Social Forestry and Enviromental Partnership, überzeugt.  Sie sind die wichtigsten Werkzeuge um in Zukunft, verheerende Waldbrände, wie in diesem Jahr zu verhindern. 
Auf einer Veranstaltung im Deutschen Bundestag, stellte der Forst- und Brandspezialist, die wichtigsten Fakten zu den Feuern in Indonesien vor.
Doch vorab konnte der Fachmann mit einer guten Nachricht aufwarten. Inzwischen haben die lang erwarteten Monsumregen eingesetzt, die durch das diesjährige El Niño Phänomen verzögert waren. Damit sei die Rauchentwicklung signifikant zurückgegangen.
Immer wieder kommt es zu Waldbränden in Indonesien, doch in diesem Jahr hatten die Feuer es in sich. Daryantos Behörde hatte bis Anfang November insgesamt 21.633 Feuer gezählt. Dies sind in erster Linie Torfbrände, die weit mehr dramatisch sind, als ein klassischer Waldbrand. Torffeuer haben es in sich. Der Grund: Unsere Kohle entstand über Jahrmillionen durch die Umwandlung von  Pflanzenmaterial in das fossile Brennmaterial. Vor allem in Mooren entsteht als erster Zersetzungsschritt Torf. Auch in Deutschland und Europa  wurde Torf lange als Heizmaterial eingesetzt und in vielen Mooren abgebaut.
Torffeuer sind schwierig zu löschen
Auf der anderen Seite ist diese stark verdichtete pflanzliche Substanz ein wichtiger Speicher von Kohlenstoff in Bodennähe. Fachleute schätzen, dass sich vor allem die Torfgebiete in den Tropen über 30 bis 45 Millionen Hektar erstrecken. Das sind etwa zehn Prozent der globalen Vorkommen und machten die tropischen Torfgebiete zu einem der größten oberflächennahen Speicher für organischen Kohlenstoff. Indonesien hat einen Anteil von etwa 50 Prozent an diesen Flächen. Mit den Feuern wird dieses Kohlenstoff freigesetzt.
Ein weiteres Problem, Torfbrände sind nicht einfach zu löschen, häufig brennt es nicht nur an der Oberfläche, sondern auch in tieferen Schichten. Einige der küstennahen Torfgebiete beispielsweise auf Borneo etwa sind vor über 20.000 Jahren entstanden. Hier haben sich – wie meist bei tropischen Torfgebieten – bis zu 20 Meter dicke, konvex geformte Torfdome gebildet. Sie dienen als Untergrund für Torfsumpfwälder und verfügen über riesige Kapazität zur Speicherung von Kohlenstoff: Alleine der Kohlenstoffgehalt in den indonesischen Torfgebieten wird auf mehr als 50 Gigatonnen geschätzt.  Naturbelassen sind diese Flächen zu feucht, um zu brennen. Doch  die Entwässerung und die Entwaldung stören das ökologisches Gleichgewicht und machen sie anfällig für Feuer, das fast immer menschlichen Ursprungs sind.

Rauchentwicklung

Die Rauchentwicklung über der Region zu unterschiedlichen Daten. (Quelle: asmc.asean.org)


Illegale Brandrodung
Vielfach werden die Feuer absichtlich gelegt, um mit Hilfe von Bränden wertvollen Tropenwald zu roden und anschließend Palmölplantagen anzulegen. Zwar stehe die Brandrodung, so Herdrajat Daryanto,  in Indonesien unter Strafe und wird mit Gefängnisstrafen belegt, doch gerade bei indigenen Völkern gehört diese Art von Landgewinnung zur Tradition. Nicht immer lasse sich zwischen Brauchtum und illegaler Absicht unterscheiden, zumal dann, wenn lediglich ein Funke ausreicht, um die trockenen Torfböden in Brand zu setzen. Indonesien ist der weltweit größte Palmölproduzent.
Dabei sind Brände doppelt gefährlich: Sie setzen im Rauch gigantische Mengen an Aerosolen und schädlichen Gasen frei, die in einigen Gebieten Südostasiens massive Gesundheitsprobleme verursachen. Zudem aber wird der gebundene Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid abgegeben, also als Treibhausgas, das zur Erderwärmung beiträgt.
Der Rauch der Torfbrände belastete auch die Nachbarländer Malaysia, Singapur und Thailand, so der Forstexperte. [blockquote pull=““ align=“left“ attributed_to=“Dr. Herdrajat Daryanto, Director General of Social Forestry and Enviromental Partnership“ attributed_to_url=“{{attributed_to_url}}“]„Die Feinstaubbelastung ist für Mensch und Umwelt gefährlich, der sogenannte Pollutant Standards Index, der angibt, wie stark die Luft durch Schadstoffe verschmutzt wird, zeigte für Anfang Oktober in der indonesischen Provinz Kalimantan auf Borneo einen Wert von 1800 an – schon ab 300 gilt die Luftverschmutzung als ernsthaft gesundheitsgefährdend.“[/blockquote]
Die Folge: Hunderttausende von Atemwegserkrankungen. Allein in der Provinz Jambi waren es annähernd 130.000 Erkrankungen, in Südsumatra 115.500 Fälle. Zudem mussten fast 20.000 Schulen geschlossen werden und zweieinhalb Millionen Schüler konnten nicht unterrichtet werden.
Die Maßnahmen der Regierung
Die indonesische Regierung, erläutert Daryanto wisse, dass eine vernünftige Prävention und eine abgestimmte Brandlöschung die wichtigsten Werkzeuge bei der Bekämpfung der Waldbrände sind.
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Mit dem Ausheben von Gräben versucht man die Brände einzudämmen.


Eines der effizienten Instrumente ist das vom neuen Präsidenten, Joko Widodo, erlassenen Umwandlungsmoratorium von Tropenwald in Nutzwälder. Dieses wurde im Mai dieses Jahres noch einmal verlängert.
Darüber hinaus wurde im zuständigen Forstministerium sowohl ein webbasiertes Frühwarnsystem, als auch ein Land- und Waldbrandüberwachungssystem installiert, die unter anderem Daten der Nasa als auch anderer Satellitengestützter Systeme verwendet.  Auch deutsche Satelliten sind im Einsatz. Der Kleinsatellit TET-1 (Technologie-Erprobungsträger) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Aufgrund der hohen Empfindlichkeit und hervorragenden räumliche Auflösung der Kamera auf TET können sehr kleine Brände trotz des Rauch erfasst und vermessen werden.
Das indonesische Waldbrandüberwachungssystem ist in Echtzeit von jedem Smartphone Tablet oder Computer erreichbar.
Canalblocking2Regelmäßige Aufklärungsflüge über gefährdete Gebiete, Bodenpatrouillen und die Einrichtung regionaler Waldbrandbüros sind weitere Maßnahmen, die die indonesische Regierung eingeführt oder intensiviert hat. Zudem habe man, so der oberste Waldbrandbekämpfer Daryanto, lokale Kapazitäten von Brandbekämpfer-Gemeinschaften, in Indonesien Masyarakat Peduli Api genannt, eingerichtet.
Ein wichtiges Instrument für die Feuerbekämpfung ist das sogenannte Kanalblocking. Durch Ausheben von Wassergräben sollen hiermit einerseits die die ausgetrockneten Torfböden bewässert werden, andererseits die Ausbreitung von Feuern verhindert werden.
Zusammenarbeit mit Importeuren
Darüber hinaus investiert die Regierung vor allem in die Nachhaltigkeit des Palmölanbaus. Die Notwendigkeit hat man in dem südostasiatischen Inselstaat erkannt und strebt eine enge Zusammenarbeit vor allem auch mit den Importeuren des Palmöls an. Denn eine nachhaltige Versorgung mit pflanzlichen Ölen könne nicht nur auf den Schultern der Exporteure liegen, sondern vor allem in den Zusammenarbeit zwischen Industrie, Verbrauchern und Produzenten in den Importstaaten.
Die gesamte Präsentation gibt es fair-economics