Jordanien zählt zu den wasserärmsten Ländern der Welt. In den letzten 30 Jahren ist der Grundwasserspiegel dramatisch gesunken – auch durch den wachsenden Tourismus. Technologie aus Deutschland hilft dem Dead Sea Spa Hotel am Toten Meer beim Wassersparen.
Faszinierende Naturlandschaften, antike Stätten, lebendige Metropolen, bunte Unterwasserwelten oder Ruhe und Entspannung am Toten Meer – Jordanien hat Reisenden viel zu bieten. Ein großes Problem ist jedoch der hohe Wasserverbrauch in dem Land, das zu 80 Prozent aus Wüste besteht. Pro Person und Jahr stehen 180 Kubikmeter Wasser zur Verfügung – bei einem Wert von unter 500 Kubikmeter spricht man von Wasserarmut. Zwei Drittel des Wasserverbrauchs fällt in der Landwirtschaft an. Auch im stetig wachsenden Tourismus, der zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht, ist ein sparsamer Umgang mit dem kostbaren Gut unumgänglich.
Wasser ist teures Gut
Ramzi Nazzal ist Besitzer des Dead Sea Spa Hotels am Toten Meer. In der Hochsaison musste der Hotelier private Wasserlieferanten beauftragen, die hoteleigenen Wasserspeicher zu füllen. Die Kosten für Geldbeutel und Umwelt waren erheblich, doch ihm blieb keine Wahl. Die öffentliche Wasserversorgung konnte nicht die in einem Vier-Sterne-Hotel benötigten Mengen liefern. Als das älteste und eines der beliebtesten Hotels am Toten Meer im Jahr 2008 einen Neubau benötigte, ging der Hotelier neue Wege. Er setzte auf eine Grauwasserrecyclinganlage – die erste ihrer Art im arabischen Raum. Das Wasser aus Waschbecken und Duschen wird wieder aufbereitet und vor allem innerhalb des Gebäudes wieder verwendet, zum Beispiel für das Wäschewaschen und für 170 Toiletten. Seit sechs Jahren spart das Hotel ein Drittel wertvolles Trinkwasser ein – das entspricht 400 Tanklastwagen pro Jahr, die nun weniger am Hotel vorfahren müssen.
Mit Technik aus Deutschland
Die Technologie dafür stammt aus Deutschland von der Pontos GmbH, einem Tochterunternehmen der Hansgrohe AG. Pontos hat mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in einer Entwicklungspartnerschaft zusammengearbeitet. Die GIZ – seit vielen Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Wassersektor Jordaniens tätig – stellte für den Partner die Verbindung zur jordanischen Wasserbehörde her, die das Projekt unterstützt hat. Das im Hotel anfallende Abwasser wird durch die Anlage mechanisch-biologisch geklärt, ohne chemische Zusätze, und durch UV-Bestrahlung entkeimt.
Das gereinigte Wasser entspricht den EU-Richtlinien für Badegewässer. Die Wirksamkeit der Anlage wird vom Labor der Wasserbehörde regelmäßig geprüft. Neu installierte Wasserzähler in den Hotelgebäuden ermöglichen, genaue Wasserbilanzen aufzustellen. Die Wasserbehörde nutzt die Informationen als Entscheidungsgrundlage für den Entwurf eines Wasserpasses, der nach dem Vorbild des deutschen Energiepasses als Referenz für Baustandards und Genehmigungen von Neubauten herangezogen werden soll.
Viel Informationsarbeit
Eine Anlage für die Abwasserwiederaufbereitung muss bereits beim Bau mit eingeplant werden, da das aufbereitete Wasser und Trinkwasser in getrennten Leitungen fließen. Die GIZ, Pontos und die jordanische Wasserbehörde leisten deshalb auch viel Informationsarbeit, zum Beispiel in der Region Aqaba, wo viele neue Hotelanlagen entstehen. Sie werben dafür, von Beginn an in Aufbereitungsanlagen für Grauwasser zu investieren und so die knappen Wasserressourcen des Landes zu entlasten. Dabei geht es nicht allein um die Senkung von Betriebskosten, meint Hotelbesitzer Ramzi Nazzal: „Das Angebot unseres Hotels ist attraktiver geworden: Bei uns wird ab sofort Nachhaltigkeit mitgebucht!“