In einigen deutschen Städte, wie beispielsweise in Solingen, Eberswalde und Esslingen, kommen nach wie vor Oberleitungsomnibusse zum Einsatz. Weltweit sind es noch knapp 50 Staaten, die dieses System einsetzen. Nun könnten die Oberleitungen eine neue Blüte erfahren, allerdings nicht für den Transport von Personen, sondern für den von Lasten über weite Strecken.  Bislang galt die Strecke zwischen Jalta und Simferopol auf der Halbinsel Krim mit ihren etrwa 80 Kilometern als die längste elektrifizierte Strecke für O-Busse.
Nun sollen erstmals in den USA elektrifizierte Lastwagen an Oberleitungen verkehren und einen Beitrag zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen leisten. Der Siemenskonzern hat von der südkalifornischen Umweltbehörde für Luftreinhaltungspolitik (South Coast Air Quality Management District, SCAQMD) den Zuschlag für die Installation eines eHighway-Systems zu Testzwecken in der Nähe der Häfen von Los Angeles und Long Beach erhalten. Dabei handelt es sich um die größten Häfen der USA. Kalifornien gilt in den USA als der am stärksten umweltbewusste Bundesstaat.
Lastwagen werden per Oberleitung mit Strom versorgt
Der eHighway von Siemens elektrifiziert ausgewählte Fahrspuren über ein Oberleitungssystem. So werden Lastwagen mit Strom versorgt, ähnlich dem System für Straßenbahnen. Gemeinsam mit der Volvo Group und deren Marke Mack entwickelt Siemens für das Projekt ein Vorführfahrzeug. Siemens arbeitet auch mit örtlichen Firmen in Kalifornien zusammen, um sicherzustellen, dass Fahrzeuge gleich welcher Marke ebenfalls Teil des Tests sein können.
Die Oberleitungsinfrastruktur wird ab sofort in zwei Fahrtrichtungen in Carson (US-Bundesstaat Kalifornien), nahe Los Angeles, installiert. Die Projektdauer ist ab Juli 2015 für ein Jahr geplant. Während der Testphase sollen jeden Tag bis zu vier Lastwagen die Strecke im Pendelverkehr befahren. Die „E-Trucks“ sind mit Hybridantrieb und intelligenten Stromabnehmern ausgerüstet. So können sie sich während der Fahrt aus Oberleitungen mit Strom versorgen und fahren lokal emissionsfrei. Auf Straßen ohne Oberleitungen setzen die Fahrzeuge ein elektrisches Antriebssystem ein, das mit Diesel, komprimiertem Erdgas, über Batterie oder mit anderen Energiequellen betrieben werden kann. Der Stromabnehmer ermöglicht das Überholen und das automatische An- und Abdocken bis zu einer Geschwindigkeit von 90 Stundenkilometer.
„Zero-Emission“
Das Konzept des eHighways ist ökologisch und ökonomisch besonders wirkungsvoll auf stark frequentierten und relativ kurzen Lastwagen-Pendelstrecken wie zum Beispiel zwischen Häfen, Fabrikanlagen, Güterverkehrszentren und zentralen Umladeplätzen. Die Häfen von Los Angeles und Long Beach suchen eine emissionsfreie Lösung („Zero Emission I-710 Project) für ein Teilstück der Interstate I-710. Pro Tag gibt es hier derzeit etwa 35.000 Lastwagen-Pendelfahrten. Zwischen den beiden Seehäfen und den etwa 30 Kilometer entfernten Eisenbahn-Umschlagzentren im Landesinneren soll ein „Zero Emission Corridor“ für den Shuttleverkehr eingerichtet werden, der die smoggeplagte Region entlastet. Ziel ist es, lokale Emissionen völlig zu eliminieren, den Verbrauch fossiler Kraftstoffe, sowie die Betriebskosten zu reduzieren, und die Basis für zukünftige kommerzielle Anwendungen des Systems zu schaffen.