Das EU-Parlament hat während der vergangenen Plenarsitzung einen Kommissionsvorschlag zu Zuckergrenzwerten in Babynahrung abgelehnt. Der Zuckergehalt solle drastisch reduziert werden, betont der Berichterstatter des Einspruchs, der britische EU-Abgeordnete Keith Taylor (Grüne/EFA). „Fettleibigkeit ist das größte Gesundheitsproblem des 21. Jahrhunderts.“ Deshalb sollten Babys nicht an den süßen Geschmack gewöhnt werden. Wie kann die EU gesunde Ernährung fördern? Lesen Sie dazu unser Interview.
Das EU-Parlament hat den Kommissionsvorschlag zum Zuckergehalt in Säuglings- und Kleinkindernahrung abgelehnt. So früh schon so viel Zucker in Lebensmitteln zuzulassen, „trage zur zunehmenden Fettleibigkeit bei Kindern bei“, lautet die Begründung. Was steckt dahinter?
Die vorgeschlagene „delegierte Verordnung“ hätte einen Zuckergehalt von 30 Prozent in der Getreidebeikost für Säuglinge weiter erlaubt. Dies widerspricht den Richtlinien der WHO (Weltgesundheitsorganisation), die einen Höchstwert von 10 Prozent beziehungsweise von 5 Prozent, um ganz sicher zu gehen, empfiehlt. Verständlicherweise haben die EU-Abgeordneten diese Gelegenheit genutzt, um der Kommission ganz klar zu sagen: „Werden wir den überschüssigen Zucker los. Sind Babys nicht süß genug?“ Fettleibigkeit ist das größte Gesundheitsproblem des 21. Jahrhunderts. Warum sollten wir Babys an den süßen Geschmack gewöhnen?
Vergangene Woche wurde der Kommissionsvorschlag abgelehnt. Was geschieht nun?
Die Kommission muss nun neue Vorschläge präsentieren, die die Entschließung des EU-Parlaments in höherem Maße berücksichtigen. Es ist nicht kompliziert: Alles was wir wollen, sind gesunde Nahrungsmittel für Kinder. Ich hoffe, die Anmerkungen des Parlaments werden nun aufgegriffen. Die EU-Abgeordneten werden dies genau überprüfen und falls nötig, den kommenden Vorschlag wiederum ablehnen. Es gab eine klare Mehrheit dafür, den Vorschlag abzulehnen und das ist dann auch geschehen.
In der Entschließung des Parlaments ist zu lesen, dass „eine mangelhafte Ernährung inzwischen die bei Weitem häufigste Ursache für Erkrankungen und Todesfälle weltweit ist“. Wie kann die EU dazu beitragen, dieses Problem zu bewältigen?
Wir im Ausschuss für Umweltfragen und öffentliche Gesundheit haben versucht, ein Kennzeichnungssystem nach dem Schema eines Ampel-Modells einzuführen, welches die Konsumenten vor Lebensmitteln mit erhöhtem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt warnen soll. Leider wurde dieser Vorschlag von der Industrie abgelehnt und wir konnten ihn im Parlament nicht durchsetzen. Wir benötigen heutzutage ein höheres Maß an Transparenz bei Lebensmitteln. Ein Sprichwort lautet „Du bist, was du isst“. Das EU-Parlament soll sich für eine nachhaltige und gesunde Ernährung einsetzen. Zu viel Zucker, Salz und Fett sind auch für die Erwachsenen schlecht und nicht nur für Säuglinge. Wir werden uns auch weiterhin dafür engagieren, dass die Konsumenten mehr Informationen über verpackte Lebensmittel erhalten.
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