Das Medienverhalten ändert sich immer mehr. Klassisches Fernsehen und die gute alte Fernsehunterhaltung am Samstagabend gehören inzwischen der Vergangenheit an. Zunehmend werden TV Geräte zu Abspielstätten für Apps und andere Inhalte. Ist das Fernsehen ein Auslaufmodell?
Dr. Anna Schneider, Dozentin für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius im Fachbereich Wirtschaft & Medien in Köln, veröffentlicht jetzt gemeinsam mit Dr. René Arnold vom Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH (WIK) die Ergebnisse einer Studie zur Nutzung von Musik- und Videostreaming-Diensten in Deutschland. Ein Ergebnis: 21 Prozent der 18- bis 24-jährigen haben in den letzten sechs Monaten den Fernseher nicht einmal eingeschaltet.
Musikdienste boomen
Musik- und Videostreaming-Angebote boomen. Vor allem junge Menschen konsumieren Musik immer häufiger über Internetanbieter wie Spotify und schauen sich Filme oder Serien auf Portalen wie Netflix oder Amazon Instant Video mobil oder auf ihren Laptops an. Dem Markt wird eine florierende Zukunft vorhergesagt, Medienkonzerne kämpfen um die Vormachtstellung. Für traditionelle Medien wie CDs, DVDs oder TV scheint es dabei keine Zukunft zu geben.
Veränderung des Medienkonsums?
Trotz des Booms stellt sich die Frage, ob diese Dienste auch langfristig eine Chance haben. Wie verändert sich der Medienkonsum wirklich? Was bedeutet das für die jeweiligen Interessenvertreter und für Telekommunikationsunternehmen? Fragen, die im Mittelpunkt der aktuellen Studie „Over the top (OTT)-Streaming-Dienste in Deutschland“ stehen.
Darin hat Dr. Anna Schneider in Zusammenarbeit mit dem WIK-Institut insgesamt mehr als 1.000 deutsche Verbraucher befragt und anschließend durch 28 individuelle Interviews vertieft. Die Ergebnisse bestätigen: Streaming-Dienste sind auf dem Vormarsch. So decken bereits 36 Prozent der zahlenden Nutzer nahezu ihren gesamten Musikkonsum über Spotify, Deezer und ähnliche Dienste ab. Auch Videos und Filme werden verstärkt über Anbieter wie Netflix konsumiert: Dabei entkoppelt sich der Videokonsum zusehends vom Fernseher; 21 Prozent der 18- bis 24-jährigen haben diesen in den letzten sechs Monaten nicht einmal genutzt. Dafür haben 57 Prozent auf dem Laptop/PC, 24 Prozent auf dem Smartphone und 14 Prozent auf dem Tablet Videoinhalte geschaut.
Das sich verändernde Mediennutzungsverhalten beeinflusst auch andere Branchen stark. „Die Ansprüche der Verbraucher an die Qualität ihrer Internetverbindung steigen deutlich an“, sagt Schneider. „So sind viele Nutzer bereit, mehr Geld in den Internetanschluss zu investieren, um die neuen Medienformate ruckelfrei genießen zu können“, führt sie weiter fort. Dr. René Arnold, Abteilungsleiter „Märkte & Perspektiven“ am WIK-Institut, ergänzt: „Die Anbieter von Internetanschlüssen profitieren also vom Trend des Streamings. Doch es wird nicht nur Gewinner geben. Insbesondere Hersteller von klassischen Endgeräten wie Fernseher oder Stereoanlagen müssen aufpassen, dass sie nicht vom Smartphone ersetzt werden“, so Arnold weiter.
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