von Frank Tetzel

Der Blick ist atemberaubend, hier oben auf der Passstrasse zwischen Nairobi und dem Lake Naivasha, etwa 80 Kilometer von den kenianischen Hauptstadt entfernt. „Sie mal“, sagt der alte Mann, der seine Souvenirs auf dem Scheitelpunkt in über 2140 Metern Höhe. „Das Rift Valley ist nicht nur irgendein Tal, hier blickt man in den afrikanischen Grabenbruch und in gewisserweise in die Wiege der Menschheit.“

Und während LKW um LKW auf der engen Passstrasse im halsbrecherischen Tempo vorbeibrausen, dass einem Angst und Bange wird, erfährt man bei dem Blick in dieses Tal Demut und für einen Moment rücken die gefährliche Straße, die rot angemalten Blechhütten, mit ihrer Werbung für Coca Cola und Mobilfunkanbieter vollkommen in den Hintergrund.

Die Wiege der Menschheit

Denn tief unten im Tal liegt eine kontinentale Nahtstelle, die Afrika auf mehr als 6000 Kilometern Länge durchzieht. Der zwischen 30 und 100 Kilometer breite Afrikanische Grabenbruch fällt an seinen Rändern relativ steil ab. Seine Tiefe schwankt zwischen knapp 100 und mehr als 1000 Meter und zieht sich vom Jordantal bis hin nach Mozambik.

Der Afrikanische Grabenbruch ist 6.000 Kilometer lang und beginnt im Jordantal und reicht bis nach Mozambik. Hier trennen sich die Kontinantealplatten. Das Great Valley Rift gilt auch als Wiege der Menschheit. (Fot:. Frank Tetzel)

In diesem „Great African Rift Valley“ liegt die Wege der Menschheit, zahlreiche fossilen Funde der Menschenvorfahren sind hier gefunden worden. Hier sollen Menschen zuerst den aufrechten Gang entwickelt haben.  Mit der Öffnung des Grabenbruches vor 35 Millionen Jahren, wurden die Primaten, die zunächst Baumbewohner waren, gezwungen sich anzupassen. Der ursprüngliche Regenwald wich einer Dornbuschsavanne. Damit war ein Leben auf Bäumen nicht mehr möglich, sondern, um zu überleben, mussten unsere Vorfahren über das Gras spähen können. So entwickelte sich der aufrechte Gang – zumindest ist das eines der wissenschaftlichen Theorien.

Ums Überleben gehts es offensichtlich auch auf der Passstraße. „Lord Jesus, help me“, so dass Stoßgebet so manch eines Lenkradkapitäns oder einer -kapitänin bei rasanten Überholmanövern, die nicht nur auf der Gegenfahrbahn, sondern auch auf den unbefestigten Seitenstreifen getätigt werden, immer in Gottes Hand und in der Hoffnung, dass der entgegenkommende Verkehr schon einlenken wird. Diese verwegenen Fahrer, die ihre mit Containern beladenen LKWs unterwegs sind, die Tuktuks, die Sammeltaxis, die enge Strasse halsbrecherisch rauf und runter lenken, interessiert die Historie des Tals eher weniger, ihr Ziel ist es eher Naivasha, die Bahnstation von Mai Mahui, Nakuru oder das am Victoriasee gelegene Kisumu heil zu erreichen.

Etwa einhundert Kilometer von Kenias Hauptstadt entfernt liegt Naivasha, am gleichnamigen See. Die Stadt mit ihren 200.000 Einwohnern, hat die typisch afrikanische Quirligkeit ,mit überbordenem Verkehr, Lasten tragenden Fußgängern zwischendurch, Sammeltaxis, unendlichen vielen kleinen Lädchen, die sich in vielen bunten Farben aneinanderreihen und alles Mögliche feilbieten, Straßenmärkten und Ständen, an denen man billige Markenimitate aus chinesischer Produktion erstehen kann, genauso wie Obst oder Gemüse aus der Umgebung.

Blumen

Naivasha ist ein Zentrum der kenianischen Blumenproduktion. Vor allem Rosen werden hier in Gewächshäusern angebaut. Experten haben ausgerechnet, dass jede fünfte Rose, die in Deutschland als Schnittblume verkauft wird, aus Kenia stammt, auch wenn die Geschäfte mit den Blumen häufig als undurchsichtig gelten.

Blumen sind für das ostafrikanische Land so etwas wie die Autoindustrie in Deutschland und sind eines der wichtigsten Ausfuhrgüter. Rund 45 Millionen Kilogramm Blumen werden jedes Jahr exportiert und machen fünf Prozent des BIPs aus.

Das Klima in Naivasha mit viel Licht und Sonne ist für den Anbau von Rosen geradezu ideal, auch wenn relativ viel Wasser und auch Pestizide benötigt werden. Experten bescheinigen seit einigen Jahren jedoch eine Verbesserung sowohl der Umwelt-, als auch der Arbeitsbedingungen vor Ort. Zudem existieren inzwischen auch einige Farmen, die Fairtrade-Anbau betreiben. Dies ist auch dem Druck vieler Umweltorganisationen verdanken. Inzwischen sind einige Blumenfarmen nach Äthiopien abgewandert, weil dort noch billiger angebaut werden kann.

 

Ausgangspunkt für Exkursionen 

Naivasha gilt als Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Exkursionen in Wildreservate oder Ausflüge auf den See, der mit seinen neben dem Baringo See der einzige Süßwassersee im Ostafrikanischen Grabenbruch ist. Er liegt auf etwa 1800 Metern Höhe und wird vom Mount Longonot, einem 2700 Meter hohem, erloschenen Schichtvulkan überragt.

Die Naivasha Sopa Lodge ist ein idealer Ausgangspunkt für Touren am Lake Naivasha. (Foto: Frank Tetzel)

Der Lake Naivasha wird von Pelikanen, afrikanischen Weißkopfadlern Eisvögeln, Kormoranen, Marabus und 300 weiteren Vogelarten bevölkert, an seinen Ufern kann man Zebras, Gnus, Büffeln, Giraffen und Flusspferde beobachten.

Flusspferde bevölkern die Ufer des Naivashasees. Durch die Zunahme der Fischerei gibt es einen Mensch/Tioer Konflikt. (Foto: Frank Tetzel)

Ein komfortabler Startpunkt für Touren rund um den Lake Naivasha kann die Naivasha Sopa Lodge sein, die am Südufer des Sees, etwas außerhalb der Stadt liegt. Sie bietet eine perfekte Mischung aus Luxus und Safari-Atmosphäre. Von der Lodge aus lassen sich die umliegenden Nationalparks als Tagestouren erkunden. Nachmittags kann man am Pool oder im gepflegten Garten der Lodge entspannen – oder einen Ausflug auf den See unternehmen, wo Wasservögel und Flusspferde zu beobachten sind. Doch nicht nur Vogelbeobachter kommen hier auf ihre Kosten, auch kann man eine Vielzahl von anderen Tieren beobachten, unter anderem die Colobus-Affen.

In den 21 Bungalows befinden sich jeweils zwei Zimmer im Erdgeschoss und zwei Zimmer in der oberen Etage. Die Zimmer sind mit dunklen Holzmöbeln eingerichtet, die einen schönen Kontrast zu den hellen, apricotfarbenen Wänden bilden. Das weitläufige Gelände der Naivasha Sopa Lodge wird von Zebras, Giraffen, Affen und Antilopen bevölkert und es ist ein einzigartiges Gefühl, morgens, beim ersten Blick durch das Fenster, auf die Tierwelt blicken zu können. Wenn es dunkel wird, werden die Gäste von einem Wächtern begleitet, um nicht unliebsame Begegnungen mit wilden Tieren zu haben, die nachts auf ihren Streifzügen unterwegs sind.

Insbesondere die Begegnung mit Flusspferden ist im Übrigen nicht ganz ungefährlich. Das liegt auch an den Umweltbedingungen. Schwere Regenfälle Ende 2019, ließen den Naivasha-See auf den größten Umfang seit fast einem Jahrhundert ansteigen und überfluteten das Land, auf dem Hunderte von Flusspferden geweidet hatten.

Das Wasser drückt gegen die Zäune der Farmen und Häuser, die den See umgeben, so dass die Flusspferde nun gezwungen sind, sich am gleichen seichten Ufer zu bewegen, wo sich die Fischer am See aufhalten, beziehungsweise Hotelanlagen stehen. Hier handelt es sich also um einen typischen Mensch-Tier oder Tier Mensch Konflikt, der auch etwas mit der Blumenindustrie zu tun hat.

Coronabedingt kauften die Europäer während des Lockdowns keine Blumen mehr, so dass die arbeitslos gewordenen Menschen versuchten, sich als Fischer im See zu verdingen. Ihre Zahl stieg von wenigen hundert auf einige tausend an, so dass auch die Angriffe der bis zu anderthalb Tonnen schweren Flusspferde auf Menschen zunahmen.

 

Crescent Island

Crescent Island ist ein Privatreservat im Lake Naivasha. Ein Besuch lohnt sich insbesondere in den frühen Morgenstunden. (Foto: Frank Tetzel)

Naivasha ist seit langem ein Ort, an dem Menschen und Wildtiere zusammenkommen. Am östlichen Rand des Sees liegt eine Halbinsel, deren Name „Crescent Island“ (Halbmondinsel) ein Irrtum war, bis die jüngsten Überschwemmungen den schmalen Streifen Land, der sie mit dem Festland verbindet, unter Wasser setzten.

Auf der Privatinsel mitten im See steht ein Wildreservat für Besucher offen, die neben Vogelbeobachtungen auch die Möglichkeit bietet, zwischen Zebras, Giraffen und Gnus zu wandern.

Vor allem die frühen Morgenstunden lohnen sich diese Ausflüge, denn dann haben sich die Tiere noch nicht vor der sengenden Mittagssonne zurückgezogen. Raubkatzen gibt es dort aber nicht, so dass man gefahrlos auf der Insel wandern kann.

Das zu Fuß unterwegs sein, ist etwas, was einen im wahrsten Sinne auf den Boden bringt. Keine Fensterscheibe, kein Komfortsitze, sondern auf eigenen Beinen und Füßen unterwegs zu sein, das ordnet ein und lässt einem in dieser Natur sich selbst ordnen und fühlen.

Majestätisch taucht aus dem Unterholz eine Giraffe hervor. (Foto: Frank Tetzel)

Plötzlich knackt es im Unterholz, nur ein paar Meter entfernt und hinter dichtem Buschwerk tritt seelenruhig, mit majestätischen Schritten eine Giraffe hervor, die sich in keinem Augenblick von den Wanderern gestört zu fühlen scheint. Das sind diese Momente, die die gesamte Erhabenheit der Landschaft und des ganzen erdenden Daseins erfüllen, das Herz höher schlagen lassen und einem ganz direkt in der Wiege der Menschheit und der Natur wähnen lassen. Mehr geht einfach nicht.

 

 

Weitere Informationen:

Sehenswürdigkeiten rund um den Lake Naivasha

Hells Gate Nationalpark

Der Hells Gate Nationalpark ist ein prähistorischer See und für seine einzigartige Landschaft bekannt. Hells Gate beherbergt aber immer noch eine Vielzahl von Tieren. Im Park sind große Herden von Büffeln, Elands, Thomson’s Gazelle und Warzenschwein sowie die Massai-Giraffe zu beobachten. Der Park ist ein idealer Ort für einen Tagesausflug von Nairobi aus, wo Besucher neben der Artenvielfalt auch Wandern, Mountainbiken, Klettern und ein natürliches Spa genießen können.

Crater Lake Sanctuary

Das Schutzgebiet umfasst einen vulkanischen Kratersee, der von Akazien gesäumt wird. Es bieten sich verschiedene Wanderwege, an, wobei man auf einem bis zum Kraterrand steigen kann. Die Massai schätzen das Wasser des r jadegrüne Kratersees, wird dem alkalischen Wasser zugeschrieben, krankes Vieh zu heilen. Neben den beeindruckenden 150 hier lebenden Vogelarten kann man Giraffen, Zebras und andere Wildtiere in den offeneren Ebenen rund um den Krater beobachten.

Leoparden, Servale, Karakale und Erdferkel wurden ebenfalls gesichtet, sind jedoch schwer auszumachen – die angebotenen Nachtfahrten sind die beste Wahl. Es gibt auch geführte Naturwanderungen.

Der See selbst war aufgrund seiner alkalischen Chemie mehrmals Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Ostafrikanische Sodaseen, zu denen auch der Kratersee gehört, sind weltweit einzigartig, da ihr dominierendes Phytoplankton (mikroskopisch kleine Primärproduzenten in den Oberflächenschichten des Wassers) Cyanobakterien (auch als blaugrüne Bakterien bekannt) sind.

Die Naivasha Sopa Lodge ist buchbar vor Ort beispielsweise bei

Ms Margaret Kulokhoma
Operations Director
Maggie Holidays E Africa Ltd
Jkia Intl Arrivals /
Longonot Gate, Muigai off Namanga Road,Kitengela
P.O. Box 19064 – 00501,
Nairobi, Kenya, East Africa.
www.maggieholidays.com
[email protected]
Tel.: +254 722 707 714