Fachkräftemangel ist die Herausforderung der Zukunft. Ein Interview mit dem Gründer und Geschäftsführer von IRC Relocation, Niklas Almerood, zum Mangel an Fachkräften und was das für Unternehmen und Städte bedeutet.

IRC Relocation ist ein in Berlin ansässiger Anbieter von Relocation-Services, der 2005 gegründet wurde. Das Team um Geschäftsführer Niklas Almerood bietet seinen Kundinnen und Kunden eine große Bandbreite an unterstützenden Dienstleistungen rund um das Recruiting aus dem In- und Ausland an. Dazu gehören unter anderem eine umfassende Unterstützung beim Suchen und Finden von Immobilien, bei der sozialen Einbindung der Familie der Zuzuziehenden sowie beim Absolvieren von Amts- und Behördengängen. Aufgrund der angespannten Wohnungslage in den Ballungszentren plant das Unternehmen selbst in Wohnungen und vor allem auch in Kinderbetreuung zu investieren.

FAIREwirtschaft: Wenn wir über die Zukunft sprechen, sprechen wir auch immer häufiger über den Fachkräftemangel.

Niklas Almerood, IRC Relocation: Ja, dieser ist bereits heute ein großes Problem in vielen Branchen und Unternehmen. In einer Studie des Ifo-Instituts wurde festgestellt, dass der Fachkräftebedarf in Deutschland in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Experten gehen davon aus, dass bis 2030 fast zwei Millionen Fachkräfte fehlen werden. Das ist eine enorme Herausforderung für die Wirtschaft und Gesellschaft.

FAIREwirtschaft: Doch was ist der Grund für diesen Fachkräftemangel?

Niklas Almerood, IRC Relocation: Den einen Grund gibt es nicht, es gibt eher vielschichtige. Einerseits altert die Bevölkerung in Deutschland, sodass immer mehr Menschen in den Ruhestand gehen. Andererseits sind viele Menschen nicht bereit, sich weiterzuentwickeln und neue Qualifikationen zu erwerben. Auch der Wandel der Arbeitswelt spielt eine Rolle beim Fachkräftemangel. Durch die Digitalisierung verändern sich die Anforderungen an die Mitarbeiter stetig und immer schneller. Viele Menschen sind mit diesem Tempo nicht Schritt halten und haben daher Schwierigkeiten, einen Job zu finden oder ihn zu behalten.

All diese Gründe führen dazu, dass Unternehmen heutzutage immer häufiger Probleme haben, offene Stellen zu besetzen. Oft bleiben Stellen unbesetzt oder es gibt Engpässe bei der Produktion oder Dienstleistung. Auch für die Zukunft sehen Experten keine Besserung des Fachkräftemangels: Er wird weiterhin ein großes Problem bleiben und die Wirtschaft sowie Gesellschaft vor enorme Herausforderungen stellen.

FAIREwirtschaft: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel einerseits und dem Immobilien- bzw. Wohnungsmarkt?

Niklas Almerood, IRC Relocation: Wir als IRC Relocation erkennen an der angespannten Lage des Immobilien- und Wohnungsmarktes eine der größten Hürden, Fachkräfte in die Ballungsgebiete zu ziehen. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung PWC glauben 90 Prozent der Befragten, dass es zur „reinen Glückssache“ geworden ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Zudem kommen explodierende Bau- und Energiekosten, Engpässe in den Lieferketten seit Corona und Mangel an Baumaterialien, steigende Finanzierungskosten durch Zinssteigerungen sowie knappes Bauland als Erschwernisse hinzu. Das betrifft inzwischen auch Führungspersonal und ist nicht mehr nur auf klassische Fachkräfte beschränkt.  Wir werden deshalb selbst in Wohnungen und vor allem auch in Kinderbetreuung zu investieren.

FAIREwirtschaft: Was bedeutet der Fachkräftemangel für den Standort Deutschland?

Niklas Almerood, IRC Relocation: Für die Unternehmen wird das zu einem gravierenden Problem, das den Fachkräftemangel verschärft. Ich komme noch einmal auf die PWC-Umfrage zurück: Bezahlbare Mieten gelten für 62 Prozent der Befragten als entscheidender Faktor, wenn es um einen berufsbedingten Umzug geht – ebenso wie das Angebot an freiem Wohnraum und die Qualität von Haus oder Wohnung. Die eigentlichen Jobmöglichkeiten zum Beispiel in Berlin aber bewerten die Berufstätigen positiv: 85 Prozent halten das Arbeitsangebot für gut oder sehr gut.

Übrigens mehr als ein Drittel der Berliner sind wegen des Jobs in die Stadt gekommen. Führend ist jedoch nach wie vor München, wo die Zuzugsrate bei 48 Prozent liegt. Beide Städte haben eine besondere Anziehungskraft, die es zu erhalten gilt. Und dies geht nur durch einen schnellen Zubau von Wohnungen.