Schon lange ist das eigene Auto nicht mehr der Wunsch jedes 18jährigen. Wertmaßstäbe haben sich seit längerem verschoben. Inzwischen wird von einer sogenannten Shared Economy gesprochen, bei der es vor allem um die Nutzung, nicht mehr über den Besitz von Dingen geht. Nun haben sich auch die Wirtschaftsberatung Roland Berger daran gemacht, den Megatrend aufzuarbeiten, der in Metropolen wie Berlin aber auch weltweit inzwischen in bestimmten Bevölkerungsgruppen“state of the art“ geworden ist.
Megatrends als Tempomacher
Vier Megatrends treiben das Marktwachstum der Shared Mobility laut Roland Berger Studie voran. Zum Einen entsteht eine neue Konsumkultur: Immer mehr Verbraucher wollen ein Produkt oft nicht mehr besitzen, sondern nur noch nutzen und mit anderen teilen. Auch die Ressourcenknappheit in den Ballungszentren führt zunehmend zu alternativen Mobilitätskonzepten. Gleichzeitig steigt durch die demografische Entwicklung die Anzahl älterer Menschen, die individuelle und günstige Bring- und Holdienste in Anspruch nehmen.
Als vierter Trend identifizieren die Roland Berger-Experten die Digitalisierung: Durch den Ausbau der Kommunikationstechnologien entstehen neue Möglichkeiten, Produkte und Prozesse online miteinander zu vernetzen. „Die Shared Mobility wird sich in Zukunft schnell weiterentwickeln, weil Informations-, Buchungs- und Bezahlprozesse über das Netz noch schneller und einfacher werden“, erklärt Roland Berger-Stratege Christian Freese. „Die Verknüpfung aller Angebote zu einer Mobilitätskette lässt sich so immer leichter organisieren.“
Mobilität wird geteilt
Vor allem in der „Shared Mobility“, in der Fahrzeuge geteilt und Mobilitätsangebote gemeinsam genutzt werden, sieht Roland Berger bis 2020 steigende Umsätze und Kundenzahlen. Die Experten gehen in den neuen Geschäftsbereichen rund um Autos, Fahrräder, Mitfahrgelegenheiten und Parkplatzdiensten von jährlichen Wachstumsraten von bis zu 35 Prozent aus. „Der Mobilitätssektor gehört zu den am schnellsten wachsenden Bereichen dieser neuen Art von Ökonomie“, erklärt Roland Berger-Partner Tobias Schönberg: „Denn dank der intelligenten Verknüpfung von Mobilitätsangeboten wird der Trend zur Shared Mobility in den Großstädten weltweit stark zunehmen.“
Deutliches Startzeichen für diese Marktentwicklung ist die zunehmende Anzahl der Marktakteure in diesem Segment. Neben innovativen Start-ups drängen immer mehr etablierte Unternehmen wie Automobilhersteller, Transport- und Logistikfirmen sowie Fluggesellschaften auf diesen Markt. Dabei ist das Angebot an innovativen Produkten und Dienstleistungen sehr breit: Neben neuen Online-Plattformen wächst die Zahl der Firmen, die IT-Technologien und (Industrie-)Hardware etwa in Form von Fahrzeugen und Fahrrädern liefern.
Vier Wachstumsfelder der Mobilität
In ihrer neuen Studie analysieren die Roland Berger-Experten die vier wichtigsten Wachstumsfelder der Shared Mobility:
- Carsharing: Dieser Markt wird bis 2020 voraussichtlich um 30 Prozent jährlich wachsen – auf 5,6 Milliarden Euro Umsatz weltweit. Dabei entstehen zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten im Business-to-Business-Bereich (Flottenmanagement), im Kundengeschäft (Autovermietung) sowie im sogenannten Peer-to-Peer-Bereich (Ausleihe von Privat zu Privat).
- Ridesharing: Der Markt für organisiertes Mitfahren und Taxidienste auf kurzen und mittleren Strecken wird am stärksten zulegen – um rund 35 Prozent jährlich. Bis 2020 dürfte das weltweite Marktvolumen rund 5,2 Milliarden Euro betragen. Vor allem das Ridesharing mit privaten Fahrern wird im städtischen Bereich deutlich zunehmen.
- Bikesharing: In vielen europäischen und amerikanischen Städten etabliert sich gerade das Fahrrad als das innerstädtische Verkehrsmittel schlechthin. Der flächendeckende Einsatz von E-Bikes sorgt für einen weiteren Wachstumsschub, weil sich dadurch neue Kundenschichten erschließen lassen. So wird der weltweite Markt für den Fahrradverleih bis 2020 um rund 20 Prozent jährlich weiterwachsen – auf bis zu 5,3 Milliarden Euro.
- Shared Parking: Die Parkplatzsuche in Großstädten ist eine der größten Hürden für Autofahrer. Durch die mobile Kommunikation und die Einbeziehung von privaten Stellplätzen öffnet sich daher ein neuer, attraktiver Markt. Dieser wird voraussichtlich um 25 Prozent jährlich wachsen und bis 2020 ein Geschäftsvolumen von rund 2 Milliarden Euro erreichen.
Zehn Erfolgsfaktoren für Unternehmen in der Shared Mobility
Die Experten von Roland Berger weisen darauf hin, dass Unternehmen, die sich in diesem neuen Mobilitätssegment erfolgreich etablieren wollen, jedoch auf die besonderen Anforderungen des Marktes achten sollten. So werden in der Studie die zehn wichtige Managementregeln zusammengefasst. So sollten Mobilitätsdienstleister auf ein dichtes Netz von Fahrzeugen und Stationen setzen und das eigene Unternehmen als vertraute Organisation etablieren.
Durch die intelligente Nutzung der Kundendaten sollten außerdem Anbieter in der Lage sein, veränderte Kundenwünsche sofort wahrzunehmen, um mit ihrem Produktangebot darauf reagieren zu können. Eine besonders wichtige Rolle spielen auch die modernsten Technologien und Applikationen: „Darauf sollten Unternehmen setzen, um den Nutzern den größten Komfort bei ihren Lösungen zu bieten“, sagt Christian Freese. „Denn die Shared Mobility lebt von einfachen und flexiblen Dienstleistungen und von fairen und transparenten Preisen.“
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