Die 4. Industrielle Revolution – das Zusammenwachsen von modernen Informationstechnologien mit klassischen industriellen Prozessen – ist zum vielschichtigen Leitthema der Industrie geworden. Beim diesjährigen Innovationstag der SmartFactoryKL im DFKI wurde deutlich, dass nun Entschlossenheit gefragt ist, um den Weg für die Realisierung von Industrie 4.0 zu ebnen.
Der Innovationstag der Technologieinitiative SmartFactory-KL e.V. gilt als erstrangiger Treffpunkt für Industrie, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, wenn es darum geht, die Visionen und Kerntechnologien für die Fabrik der Zukunft ausführlich zu diskutieren und deren konkrete Umsetzung aufzuzeigen. Mitte September traf man sich im Demonstrationslabor im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern. In den Workshops, Vorträgen, Systemdemonstrationen und Diskussionen ging es unter dem Motto „Industrie 4.0 – kompatibel“ diesmal vor allem um eines: die Etablierung von Standards. Denn diese benötigt die Produktion von morgen, um ein Netzwerk von Ressourcen und Dienstleistungen zu bilden, die auch in herstellerübergreifender Kombination einen effizienten Informationsfluss gewährleisten.
Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Zühlke, Leiter des Forschungsbereichs Innovative Fabriksysteme (IFS) am DFKI und Vorsitzender der Technologie-Initiative, hat mit seinem Team nachgewiesen, dass die Paradigmen der 4. Industriellen Revolution greifbar sind: „Auf der diesjährigen Hannover Messe konnten wir die weltweit erste, herstellerunabhängige Produktionsanlage nach der Vision von Industrie 4.0 präsentieren“.
Unter Koordination des Teams von Wissenschaftlern aus SmartFactory und DFKI hatten sich zehn namhafte Industriepartner zusammengefunden, um dieses ambitionierte Projekt in wenigen Monaten zu realisieren. Die Anlage besteht aus fünf Modulen, die von den einzelnen Partnern nach vorgegebenen Standards und definierten Schnittstellen konstruiert wurden und in Kombination eine durchgängige, flexible und dezentral gesteuerte Produktionslinie bilden. „Zur kommenden HMI 2015 möchten wir im erweiterten Partnerkreis die Weiterentwicklung dieser Anlage zeigen“, kündigte Zühlke den weiteren Ausbau des beeindruckenden Demonstrators an.
Damit die Ideen aber nicht nur in Demonstratoren und prototypischen Fabrikanlagen verwirklicht werden, gilt es nun, die Technologien und Arbeitskonzepte gemeinsam in der realen Produktion umzusetzen. Darüber ist man sich in Politik, Industrie und Forschung einig: „Es ist an der Zeit die Vision in die Praxis zu überführen. Von Seiten des Wirtschaftsministeriums wollen wir, dass die Unternehmen im Land möglichst frühzeitig von dieser Entwicklung profitieren. Dabei möchten wir die kleinen und mittelständischen Betrieben im Land besonders unterstützen, da sie oft nicht über die technologischen und organisatorischen Voraussetzungen zur Umsetzung wie große Unternehmen verfügen“, stellte Uwe Hüser, der zuständige Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung (MWKEL) in Rheinland-Pfalz fest. Mittelfristig ist vorgesehen, in fachlicher Abstimmung mit Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft eine Roadmap zu erarbeiten, die den Weg zur Umsetzung von Industrie 4.0 in mittelständischen Unternehmen ebnet. „Mit diesem ambitionierten Vorhaben ist Rheinland-Pfalz bislang das einzige Land, das aktiv eine Umsetzungsstrategie für seine vorwiegend mittelständischen Unternehmen forciert und unterstützt. Dies wäre ohne ein Netzwerk wie die SmartFactoryKL kaum möglich“, betonte Hüser die Bedeutung einer entschlossen Umsetzung für den Wettbewerbsvorteil des Produktionsstandorts.
Die 4. Industrielle Revolution verspricht die Optimierung von Produktivität, Qualität, Flexibilität und Arbeitsbedingungen in der industriellen Produktion. Aus den visionären Schlagworten haben sich mittlerweile grundlegende Kernthemen entwickelt, doch eine Industrie 4.0 Kompatibilität ist noch keineswegs Stand der gegenwärtig verfügbaren Technik. „Erste Elemente können wir schon in wenigen Jahren in den Produktionen finden. Die wirklich smarte Fabrik wird allerdings frühestens in zehn Jahren Realität sein“, schätzt Prof. Zühlke. Vorher gilt es, für Kompatibilität zu sorgen. Ebenso bestehen Herausforderungen in Fragen der Systemsicherheit und der konkreten Definition von Businessmodellen, wie die Gastreferenten Prof. Dr. Michael Waidner (Fraunhofer SIT) und Dr. Christoph Kilger (Ernst & Young) in ihren Vorträgen feststellten.
„Wenn alle auch zukünftig tatkräftig an einem Strang ziehen, lässt sich diese Entwicklung von Industrie 4.0 weiter positiv voranzutreiben“, resümiert Zühlke den diesjährigen Innovationstag. „Erste Standards müssen etabliert werden und sich dann kontinuierlich an den zukünftigen Fortschritt anpassen. Gerade bei dieser Entwicklung muss Deutschland weiter Vorreiter bleiben und vor allem schnell handeln“.
Über SmartFactoryKL und DFKI
Die Technologie-Initiative SmartFactory-KL e.V. wurde im Jahr 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet, um ein intensives Netzwerk von Akteuren aus Industrie und Forschung zu etablieren und darin gemeinschaftliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu initiieren und durchzuführen. Herzstück ist die europaweit einzigartige herstellerunabhängige Demonstrations- und Forschungsplattform SmartFactoryKL, beheimatet im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern. Hier werden innovative Informations- und Kommunikationstechnologien und deren Einsatz in einer realitätsnahen industriellen Produktionsumgebung getestet und weiterentwickelt. Die Wissenschaftler des DFKI und die 2005 gegründete Technologieinitiative SmartFactoryKL mit ihren innovationsstarken Partnern leisten seit Jahren Pionierarbeit bei der Erforschung und Entwicklung von revolutionären Konzepten für die Fabrik der Zukunft und sind maßgeblicher Mitbegründer der Bewegung Industrie 4.0.