Im Jahr 2030 werden mehr als 60 Prozent aller Menschen in Städten leben. Die Städte müssen sich daher neuen Herausforderungen stellen. Vor allem logistische Probleme, wie die Versorgung oder der Verkehr der Städte, müssen gelöst werden. Die Städte der Zukunft werden für über 70 Prozent des weltweiten Energiebedarfs und den Großteil der Treibhausemissionen verantwortlich sein. Allein der öffentliche Nahverkehr wird um über 21 Prozent zunehmen. Dies bedarf einer veränderten Logistik und eines verbesserten Stadtmanagements. Das war ein Thema auf dem Logistikkongress des Bundesverbandes Logistik (BVL) gestern, heute und morgen in Berlin.
Städte dürfen zukünftig keine Emmissionen mehr ausstoßen sonst droht der Klimakollaps
Dabei müssen sich die Städte auf wesentliche Herausforderungen einstellen. Zum einen wird durch den Zuzug vieler Menschen die Verkehrsbelastung steigen, wodurch es mehr Emmissionen in Form von CO2 aber auch Lärm geben wird. Eine große Herausforderung wird darin bestehen, den Wirtschaftsverkehr, wie Transportfahrzeuge und Lieferverkehre, vom Privatverkehr zu trennen.
Andernfalls droht ein Verkehrskollpas. Bereits heute ist das Verkehrsaufkommen in Städten ein wichtiger Faktor. In großen Ballungszentren, wie Paris, benötigen die Pendler täglich über drei Stunden für eine Strecke, bis sie aus den Randgebieten die Innenstadt mit dem PKW erreicht haben. Ein Steigen der Treibhausemissionen ist damit vorporgammiert.
In Zukunft dürfen die Städte jedoch keine Emissionen mehr ausstoßen. Sie sollen zu Zero-Emission Cities werden. Gelingt dies nicht, sind die Klimaziele, die sich die Staaten innerhalb der UN bis 2050 gesetzt haben, nicht mehr zu erreichen.
Ohne eMobility ist eine nachhaltige Logistik nicht machbar
Um das Verkehrsaufkommen zu senken und vor allem den Wirtschaftsverkehr zu verlagern, bedarf es vieler Anstrengungen. Zum einen sollen die Frachtgüter auf die Schiene und die Wasserstraßen verlagert werden. Doch zu einem bestimmten Zeitpunkt müssten die Güter dennoch auf einen LKW verladen werden, um z. B. Geschäfte in der Innenstadt zu versorgen.
Experten, wie der Logistikunternehmer Rolf Meyer von Meyer & Meyer raten daher, die Logistikzentren wieder in die Städte zu verlegen und sie zukünftig nicht mehr außerhalb zu belassen. Dies führe nur zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen in die Cities. Die Grundidee: Frachten mit dem Schiff oder der Bahn bis direkt an die neuen Umschlagzentren in den Städten heranzubringen. Von dort wäre die weitere Transportkette zu den Kunden erheblich kürzer.
Um die Treibhausgasemmissionen in den Griff zu bekommen, bringen mögliche Modifizierungen an den Fahrzeugflotten, wie Designkonfigurationen um niedrigere Windwiderstände herzustellen, oder Gewichtsreduzierungen durch neue Materialien, maximal 20 bis 30 Prozent an Einsparpotenzial. Fieberhaft wird derzeit an nachhaltigen Logistiksystem im Bereich der e-Mobility gearbeitet, da diese Antriebsart emmissionsfrei ist. Denkbar sind z. B. auch LKW die an Oberleitungen entlang fahren und somit mit Strom versorgt werden. Dieses Modell wurde in Deutschland entwickelt und ist derzeit in Kalifornien in der Testphase.
Eine andere Lösung sind Lastenfahrräder, zumindest für kleinere Produkte. Hintergrund sind politische Initiativen zur Reduzierung von Treibhausemissionen z. B. die Einführung von Umweltzonen oder Sperrzeiten für Autos. In Japan sind bereits einige Innenstädte vollständig für den Kraftwagenverkehr gesperrt, was die Einführung von Lastfahrrädern nach sich zog.
Paris als Logistikbeispiel in der Stadt der Zukunft
Der Großraum Paris umfasst über elf Millionen Einwohner. In einem Aktionsplan, der Pariser Charter, wird die Logistik der Stadt neu geplant. Der Warenverkehr soll vermehrt über die Schiene und per Schiff über die Seine laufen. Von 17 bis 20 Uhr dürfen in der Stadt nur noch Hybrid oder Elektrofahrzeuge fahren oder Reisebusse dürfen nur noch zu bestimmten Zeiten in die Stadt. Auch sind öffentliche Parkflächen zukünftig für innerstädtische Logistikzentren vorgesehen, welche an den ehemaligen Toren der Stadt, also mitten im Zentrum, entstehen sollen. Die Verteilung der Waren wird dann, wie von den Experten gefordert, ausschließlich mit Elektrofahrzeugen und Lastfahrrädern organisiert. Bis 2017 sollen 50 Prozent aller Transporter elektrisch betrieben werden. Ab dem Jahr 2020 sollen es sogar 100 Prozent sein. Dabei wird der Wirtschaftsverkehr vor allem Nachts stattfinden, um die Verkehrssituation zu entschärfen. Lärmbelästigungen befürchtet die Pariser Entwicklungsbehörde nicht, da die E-Fahrzeuge vergleichsweise leise sind. Vorraussetzung für diese Pläne ist jedoch der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für die E-Fahrzeuge.
Für die Logistik der Zukunft werden massive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur von Nöten sein, ob die europäischen Städte, die chronisch klamm sind, dies ohne zusätzliche Mittel stemmen könne, ist derzeit fraglich.
Berlin ist eine der nachhaltigsten Städte Europas
Übrigens: Bereits heute können Menschen einsehen wie nachhaltig ihre Stadt ist. Der von Siemens entwickelte Greencity Index zeigt dies auf. Kriterien für die Nachhaltigkeit sind dabei die Abfallwirtschaft, die Wasser- und Luftqualität oder der CO²-Ausstoß. Auch Kriterien wie Energieverbrauch, das Transportsystem und die Verwaltungsstrukturen spielen eine Rolle. Die Stadt Berlin den nachhaltigsten zehn Städten Europas auf Rang acht.
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