Taleb Rifai, der noch amtierende Generalsekretär der UNWTO blendet derzeit ein Thema offiziell zumindest komplett aus: Auf der offiziellen Agenda der Generalversammlung der UNWTO Mitte September findet das Thema, das die Welttourismusorganisation zunehmend spaltet, überhaupt nicht statt. Die Unregelmäßigkeiten bei der Wahl zum neuen Generalsekretär der UN-Agentur. Dabei geht es um die Frage von Glaubwürdigkeit und Transparenz des Internationalen Tourismus.
Während im Headquarter in Madrid „business as usual“ zu gelten scheint, beschäftigt die Wahl des designierten Generalsekretärs, des Georgiers Zurab Polikashvili, die Mitglieder der touristischen Weltorganisation mehr als alle anderen Themen und dies zurecht. Mit formalen Tricks versucht sich der noch bis Ende dieses Jahres amtierende Generalssekretär Taleb Rifai gegen die Vorwürfe einer manipulierten Wahl zur Wehr zu setzen.
Ungereimtheiten und Mängel bei der Wahl
Die Wahl des Georgiers auf der 105. Sitzung des UNWTO Executive Council fand unter merkwürdigen Umständen statt. So wurden einige Mitglieder des Exekutiverates im direkten zeitlichen Zusammenhang vor der Wahl zum Championsleague Halbfinalspiel Athletico Madrid gegen Real Madrid von der georgischen Botschaft eingeladen.
Wahlunregelmäßigkeiten
Wäre die UNWTO keine UN Organisation, in denen sich Staaten zusammengeschlossen haben, sondern Unternehmen, wäre dies nach Ansicht renommierter Wirtschaftskanzleien ein eklatanter Verstoss gegen alle Transparenz- und Governance Richtlinien. Darüber hinaus gab es akustische Übertragungen aus der vertraulichen Wahlsession, die der georgischen Delegation übertragen wurden, so dass diese stets im Bild über das Geschehen innerhalb der vertraulichen Sitzung gewesen ist.
Kritik wird abgeblockt
Merkwürdigkeiten über Merkwürdigkeiten, doch die UNWTO zeigt zumindest nach außen keine Neigung, diese Unregelmäßigkeiten aufklären zu wollen. Vielmehr werden Kritiker des Prozesses durch Taleb Rifai  ausgegrenzt und abgekanzelt.
Walter Mzembi, Kandidat der Afrikanischen Union und Tourismusminister Zimbabwes, ist einer der vehementesten Kritiker des Procederes. Grundsätzlich hätte der afrikanische Kandidat gute Chancen gehabt, nächster Generalsekretär der Weltorganisation zu werden, doch ein Vertreter Mugabes in einem Weltgremium hielten wohl viele europäische Staaten für nicht opportun.
Dabei sind die Beanstandungen des Wahlverlaufes durchaus angebracht und werden nicht dadurch falsch, dass ein knapp unterlegener und für die meisten nicht genehmer Kandidat diese vorträgt.
Hier scheinen die Staaten in die üblichen und klassischen Verhaltensweisen zurückzufallen. Anstatt die Anschuldigungen lückenlos aufzuklären, mauert die UN-Agentur wo es nur irgend geht. Und das, obwohl anders als in anderen Organisationen auch Unternehmen mit der UNWTO als affiliate Members verbunden sind, die sich In deren eigener Governancepolitik ist ein derartiges Verhalten kaum leisten könnten.
Für den kommenden Freitag hat der noch amtierende Generalsekretär Taleb Rifai die in Madrid akkreditierten Botschafter eingeladen, über die bevorstehende Generalversammlung in Chengdu Mitte September zu informieren.
Mzembi aussen vor
Nebenbei interessant Zimbabwe, unterhält  keine Botschaft in Spanien. Dabei steht gerade Zimbabwes Vorschlag auf der Tagesordnung, das Programm der Tagesordnung für die Generalversammlung in Chengdu zu ändern. Die von dem Land geforderten Punkte im Programm sind die „Mängel“ im Wahlprozess und Verfahren bei der Ernennung des georgischen Botschafters in Madrid Zurab Pololikaschwili zum nächsten UNWTO-Generalsekretär. Während letzterer Rederecht in Madrid hat, sind die Antragsteller nicht vor Ort in Madrid vertreten. Möglicherweise wird Harare durch die in Paris akkredidierte Botschafterin Rudo Mabel Chitiga vertreten sein.
Pikanterie nebenbei: Einige dieser Botschaften oder Botschafter, die jetzt in Madrid zusammenkommen, sind diejenigen, dich auch die Tickets für das Fußballspiel Championsleaguespiel erhielten, zudem die Georgier Mitte  Mai eingeladen hatten, um auf die Wahl ihres Kandidaten Einfluss zu nehmen.

Zurab Polikashvili

Zurab Polikashvili ist der Stein des Anstosses. Dem Georgier wird nicht nur absolute touristische Inkompetenz, sondern auch unerlaubte Wahlbeeinflussung vorgeworfen. (Foto: UNWTO)


Reformwille nicht gegeben
Ein Insider aus der UNWTO-Organisation, der namentlich nicht genannt werden möchte: „Man bleibt wieder unter sich. Die dringend notwendige Reform der UNWTO bleibt aus. Verwunderlich nur, dass die westlichen Staaten, dieses undemokratische Verhalten schützen und stützen. Anstatt die Chance jetzt zu nutzen, eine wirkliche Reform anzustoßen, gibt es offensichtlich politische Deals. Es ist zwar verständlich, wenn die Europäer ein Land wie Georgien an der Grenze zu Russland stärken wollen. Doch offensichtlich mussten die Georgier zu schmutzigen Tricks greifen, um sich den Posten zu sichern. Das ist einer UN-Agentur nicht nur unwürdig, sondern widerspricht allen Werten, für die die Vereinten Nationen stehen. Der ganze Prozess sieht danach aus, dass sich ein Land einen UN-Posten kauft. Zumal der zukünftige Kandidat keine touristische Erfahrung hat. “
Dies bestätigt übrigens auch der offizielle Lebenslauf von Zurab Polikashvili, der zwar ein hochverdienter georgischer Politiker ist, und sowohl stellvertretender Außenminister seines Landes war sowie zwei Jahre das Amt des Ministers für Economic Development seines Landes innehatte. Mit Tourismus hat dies wenig zu tun. Auch seine Tätigkeiten als Manager der georgischen TBC Bank, Anfang dieses Jahrtausends, als Georgien in Korruption versank und seine Tätigkeit als CEO bei Dynamo Tiflis, dessen Eigentümer während seiner Ägide der schillernde Georgier Badri Patarkazischwili war, der wiederum nach Auffassung des Schweizer Bundesamts für Polizeiwesen eine „kriminelle Autorität“ eine Brücke zwischen kriminellen und legalen Strukturen dargestellt haben soll, sind nicht von touristischer Kompetenz gekennzeichnet gewesen.
„Alles in allem wird die UNWTO, sollte dieses Ergebnis Bestand haben, in einer noch kritischere Phase geraten, als sie jetzt schon ist“, befürchtet der Insider. Wenn das Beispiel UNWTO Schule macht und sich Staaten einfach UN-Posten kaufen können, dann brauchen wir in Zukunft dieses Organisationen nicht mehr, weil sie ihren Sinn nicht erfüllen, für den sie geschaffen worden sind.“
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