Eine der schon jetzt am schwersten vom Klimawandel betroffenen Regionen liegt in Südostasien. So werden beispielsweise die Philippinen regelmäßig von sinnflutartigen Regenfällen, Taifunen und anderen Wetterextremen heimgesucht. Ähnlich sieht es auch in Vietnam aus, wo Trockenheit einerseits, aber auch häufige Wirbelstürme andererseits und dann wieder heftige Niederschläge das Wetter stark beeinflussen. 
Experten sehen für Vietnam in Zukunft noch mehr Regen in der Regenzeit und noch weniger Regen in der Trockenzeit voraus, der Anstieg des Meeresspiegels wird in den kommenden zwanzig, dreißig Jahren im Vergleich zu 1990 etwa einen Meter betragen. In Folge könnten zum Ende dieses Jahrhunderts auch rund 20 Prozent der Fläche von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, das in der Nähe des Mekong Deltas liegt, überschwemmt sein.
Der Mekong ist die Lebensader einer ganzen Region, er zieht sich von Tibet weiter durch China, Laos, Thailand, Kambodscha nach Vietnam und mündet dort in einem riesigen Delta in das Südchinesische Meer.
Reiskammer Vietnams
Das Delta ist die Reiskammer Vietnams, und nicht nur das: Im Einzugsbereich des Flusses leben rund 60 Millionen Menschen, im Delta etwa 17 Millionen. Und: Der Mekong ist ein großer Nahrungslieferant des Grundnahrungsmittels Reis.
Die Nachfrage nach Reis wird nach einer Prognose der Vereinten Nationen weiter steigen mit der größten Nachfrage in Asien, doch die Flächen der wichtigsten Anbaugebiete Südostasiens werden immer kleiner. Hinzu kommt, dass die Produktion dieser Jahrtausende alten Kulturpflanze zum Klimawandel beiträgt – der Methanausstoß der überfluteten Felder steht seit einigen Jahren im Blickpunkt der Öffentlichkeit.
„Doch darüber darf man nicht vergessen, dass die Reisbauern in erster Linie Opfer des Klimawandels sind“, unterstreicht  in diesem Zusammenhang Prof. Dr. Folkard Asch, Agrar-Experte für Tropen und Subtropen an der Universität Hohenheim. Vor allem der Anstieg des Meeresspiegels sei ein massives Problem, in den küstennahen Regionen könne Salzwasser in die Felder eindringen. Die Reispflanzen stünden dann massiv unter Salzstress – Ernteeinbußen bis hin zu nicht mehr nutzbaren Feldern seien die Folge. Die zunehmende Trockenheit in anderen Regionen bewirke zu dem einen höheren Bewässerungsbedarf. „Die Bauern in den flussaufwärts gelegenen Gebieten entnehmen mehr Wasser, wodurch der Wasserspiegel im Fluss sinkt und im Bereich des Flussdeltas nicht mehr ausreicht“, erklärt der Argarexperte „Beim Mekong zum Beispiel ist das bereits heute ein Problem. Wir brauchen daher mehr wassersparende Anbaumethoden, beispielsweise mit saisonaler Trockenlegung der Felder.“

Reisbauern

Reisbauern in Vietnam (Foto: Dikum)


 
Klimawandel unausweichlich?
Viele Vietnamesen wissen, dass sie persönlich am Klimawandel wenig ändern können, aber möglicherweise an seinen direkten Folgen. So gelten die vietnamesischen Küstenregionen als besonders stark bedroht, einige Abschnitte verzeichnen eine Erosion von 30 Metern im Jahr. Ein Grund: Die Mangrovenwälder entlang der Küste, die das Hinterland vor Überschwemmungen und Stürmen schützen, sind in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen. Dabei leben in den Mangrovenwäldern nicht nur hochspezialisierte Lebewesen wie Wasservögel, Reptilien, Fische, Schnecken, Krabben, Austern, Seepocken, Schwämme und Algen, die Mangrovenwälder schützen auch die Küsten vor Erosionen, da die Wucht von Flutwellen durch die Wälder und ihre weit verzweigten Gewässer abgefangen werden kann. Einige Maßnahmen, auch wenn sie in der Gesamtschau möglicherweise klein wirken, geben Zuversicht. Schließlich arbeiten die Fachleute der GiZ daran, dass diese Pilotprojekte an der gesamten Küste des Mekongdeltas zur Anwendung kommen.
„Unsere Projekte, die wir hier durchführen sind gute, weil sie den Bewohnern der Region zeigen, wie man mit geringen Mitteln sich langfristig selbst schützen kann,“ erläutert Severin Peters, Senior Technical Advisor, des Integrated Coastal Management Programme (ICMP). „Zusammen mit den Kollegen des australischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Handel (DFAT), die das Projekt kofinanziert haben, ist es uns gelungen, 40.000 Menschen besser vor den häufigen Hochwassern zu schützen.“ Zunächst einmal habe man die Geschichte der Mangrovenwälder analysiert, um dann einen entsprechenden Plan zu entwerfen, fährt Severin Peters fort.
Mit Leuten vor Ort
Ohne die Bevölkerung vor Ort gehe das nicht, denn die sollen die Projekte irgendwann auch eigenständig weiterführen. Zwischen Soc Trang und Bac Lieu gibt es gute Ansätze. Hier gründen sich  Initiativen von Dorfbewohnern, die die Mangrovenwälder gemeinsam schützen wollen. Um Geld für den zukünftigen Erhalt zu generieren, hat man sich entschlossen beispielsweise die Nutzer wie beispielsweise Garnelenzüchter, die ihre Tierchen in den Gewässern aufziehen, für die Nutzung der Flächen zur Kasse zu bitten. Mit dem Geld sollen dann wiederum Setzlinge gekauft werden, die an den noch kahlen Stellen gepflanzt werden sollen.
Soc Trang

Zwischen Soc Trang (hier im Bild) und Bac Lieu wurden die Küstenschutzmaßnahmen durchgeführt (Foto: Berthold D. (CC BY-SA 4.0) by commons.wikimedia.org)


 
Angefangen hat alles mit der Errichtung von Bambusstegen, berichtet Severin Peters, die sollten dazu dienen, Sedimente zu halten und Sand anzuschwemmen, auf denen dann die Mangroven angepflanzt werden konnten. So rang man dem Meer wieder Meter um Meter ab. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Inzwischen sind fast elf Kilometern Uferlinie umweltfreundliche, kostengünstige Strukturen zum Küstenschutz entstanden. Rund zehn Hektar Überflutungsgebiete konnten so gerettet und Landverlust von bis zu 15 Metern pro Jahr gestoppt werden.
Etwa 320 Hektar Mangrovenwald konnten so im Rahmen des Projektes wiederhergestellt werden. Und nicht nur das: „Wir konnten die Existenzgrundlagen zahlreicher Bewohner der Provinzen damit nun nachhaltig sichern. Übrigens Frauen profitieren besonders stark von den Maßnahmen, etwa 60 Prozent der Begünstigten sind weiblich“, berichtet Severin Peters.
Besonders stolz sind die Entwicklungsfachleute darauf, dass zahlreiche Tiere wieder in die Küstenwälder zurückgekehrt sind. So habe sich die Biodiversität in dem Gebiet innerhalb von vier Jahren um 70 Prozent erhöht. Beispielsweise lebten im Nationalpark U Minh Thuong heute 30 Prozent mehr Vögel.