Greenpeace veröffentlicht ein Ranking der Bundesländer zum Thema Waldschutz. Das Ergebnis von zwei Untersuchung zum Waldzustand in Deutschland: Die internationalen Abkommen zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt werden nur mangelhaft umgesetzt.
„Unsere forstlich genutzten Wälder bieten weniger Lebensraum für dort heimische Tiere und Pflanzen, auch weil heimische Bäume wie Buchen durch schnellwachsende Baumarten wie Fichten verdrängt wurden. Bewirtschaftete Wälder lassen zudem zu wenige Bäume alt werden, absterben und als Totholz Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze bilden. „Die Länderregierungen müssen endlich ihre Verantwortung für den Klima- und Artenschutz wahrnehmen. Dazu gehört, dass sie mehr Wald schützen und ihre Forstverwaltungen anweisen, die verbleibenden Wälder konsequent nach ökologischen Kriterien zu bewirtschaften. Dies erfordert einen – längst überfälligen – Paradigmenwechsel“, sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace.
In Deutschland ist rund ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten bedroht. Gründe dafür sind industrielle Landwirtschaft, aber auch intensive Forstwirtschaft. In der Nationalen Biodiversitätsstrategie hat sich Deutschland verpflichtet bis 2020 fünf Prozent der Wälder sich selbst zu überlassen. Die restlichen Wälder sollen ökologisch nachhaltig bewirtschaftet werden, so dass sie sich zu naturnahen, vielfältigen Waldökosystemen entwickeln können. Nun hat Greenpeace den Fortschritt der Bundesländer beim Waldschutz und der Waldnutzung durch Anfragen auf Basis des Umweltinformationsgesetzes überprüft. Das Ergebnis: Kein Bundesland erfüllt die Ziele der Biodiversitätsstrategie vollständig. Während das Saarland und Schleswig-Holstein auf gutem Weg sind, gibt es in Bayern und Hessen enorme Defizite bei Waldschutz. „Die deutsche Forstwirtschaft verfehlt die nationalen Ziele zur Biodiversität. Die Bundesländer müssen mehr tun, um Pflanzen und Tiere zu schützen. Die Mär vom Schützen durch Nutzen ist aus ökologischer Sicht Augenwischerei und eine Gefahr für die Artenvielfalt und das Klima“, so Hieke.
Forstwirtschaft in Deutschland: Nicht nachhaltig genug
Das Ergebnis der Greenpeace-Studie wird gestützt durch eine Analyse der jüngsten Bundeswaldinventur (BWI3). Bisherige Analysen der Inventurdaten beschränken sich seitens des zuständigen Bundeslandwirtschaftsministeriums auf zum Teil tendenziöse Äußerungen zum Waldzustand allgemein. Damit wird interessierten Bürgern in Deutschland ein guter Zustand des deutschen Waldes vorgetäuscht. Vor allem der Anteil des Totholzes in den Laubwäldern ist deutlich zu gering. Die Totholzvorräte haben statistisch zwar zugenommen, die Totholz-Qualität, beispielsweise dicke liegende und stehende Laubbäume, aber dramatisch abgenommen.
Auch aufgrund des hohen Holzeinschlags nimmt der Wald seit 1990 immer weniger CO2 auf. Doch um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart, braucht es einen weitaus größeren Beitrag der Wälder. „Deutschlands Wälder könnten deutlich mehr Kohlenstoff speichern. Dazu müsste weniger gefällt und mehr wachsen gelassen werden“, so Hieke.