Die Lage bei den deutschen Stromnetzen ist ernst. Der Ausbau der Windkkraft in Norddeutschland hat dazu geführt, dass an Tagen, an denen es stark weht, besonders hohe Strommengen erzeugt werden. Dann sind die deutschen Stromnetze, die in den Süden führen, schnell überlastet. In diesem Fall leiten sie den Strom automatisch in die Stromnetze von Polen und Tschechien. Dort droht dann allerdings auch eine Überlastung, da die Netze auf den Windstrom aus Deutschland nicht ausgerichtet sind, sondern auf die kontinuierliche Einspeisung von Kohlestrom.
Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Bildung und Forschung haben nun Anfang August den Startschuss für die Forschungsinitiative „Zukunftsfähige Stromnetze“ gegeben. Insgesamt sind 83 Vorhaben mit einem Gesamtfördervolumen von etwa 157 Millionen Euro für eine Förderung durch die beiden Ministerien ausgewählt worden. Energiekonzept der Bundesregierung legt ambitionierte Leitlinien für das zukünftige Energiesystem fest. Bis 2050 sollen die Erneuerbaren Energien 80 Prozent des Strombedarfs bereitstellen. Dieses Ziel ist nur durch einen Ausbau und eine Ertüchtigung der Stromnetze zu erreichen.
In einer Mitteilung beider Ministerien heisst es, dass die Netze zukünftig eine aktivere Rolle bei der Energiebereitstellung übernehmen müssen. Neue Anforderungen ergäben sich zum Beispiel daraus, dass die dezentrale Erzeugung und die Verbrauchsschwerpunkte geografisch sehr weit auseinander liegen können. Neue Übertragungstechnologien wie die Hochspannungsgleichstromübertragung können hier Abhilfe schaffen.
Informations- und Kommunikationstechnik für Netze
Eine weitere Herausforderung bilden die volatilen Verhältnisse bei der Einspeisung aus Wind und Sonnenenergie. Sie erfordern eine Informations- und Kommunikationstechnik der Netze, die zu jeder Zeit die Balance zwischen Erzeugung und Verbrauch hält. Optimierte Übertragungs- und Verteiltechniken, intelligente Stromnetze, neue Konzepte zur Netzplanung und Betriebsführung sowie ein innovatives Lastmanagement können hier zu einer Lösung beitragen.
Viele dieser notwendigen Technologien sind noch in der Entwicklung und müssen erst ihre Einsatzreife unter Beweis stellen. Die gemeinsame Förderinitiative „Zukunftsfähige Stromnetze“ setzt hier an und bringt einen die gesamte Wertschöpfungskette umfassenden Innovationsprozess in Gang. Das ist entscheidend, um Technologiesprünge zu machen, Kosten zu senken und eine schnelle Markteinführung neuer innovativer Netztechnologien zu ermöglichen.
Die Förderinitiative ist sowohl in der Industrie als auch bei Forschungseinrichtungen auf großes Interesse gestoßen. An den für die Förderung vorgesehenen Vorhaben beteiligen sich 300 Hochschulinstitute und Forschungseinrichtungen und 400 Unternehmen – davon 160 kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Weitere Informationen
http://forschung-stromnetze.info/