Fast eine ganze Arbeitswoche haben die deutschen Autofahrer im vergangenen Jahr im Stau verbracht. Auf 39 Stunden summieren sich die Zeiten, in denen die Wagenlenker, im Auto stehen und nicht fahren.
Deutschland belegt dabei europaweit den dritten Platz bei den Ländern mit den meisten Staus. Die vollsten Straßen in Europa befinden sich in Belgien – dort standen Autofahrer bis zu 51 Stunden auf verstopften Straßen.
Die deutsche Wirtschaft ist momentan die stärkste in der Eurozone und konnte letztes Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent verzeichnen – das bisher beste Ergebnis seit 2011. Seit 2013 hat sich zudem die Quote der Beschäftigten um ein Prozent verbessert und der Haushaltskonsum ist im Vergleich zum Vorjahr im Jahr 2014 auf 1,1 Prozent gestiegen. Diese Wirtschaftsfaktoren in Kombination mit der bundesweit großen Anzahl von Bauprojekten haben einen signifikanten Einfluss auf das Verkehrsaufkommen. Das ermittelte einer der führenden internationalen Anbieter von Verkehrs- und Reiseinformationen, INRIX.
In insgesamt 17 der 22 untersuchten deutschen Ballungsräume gab es 2014 ein gestiegenes Verkehrsaufkommen – 2013 war dies nur in acht Ballungsräumen der Fall. Den größten Anstieg an hohem Verkehrsaufkommen haben Karlsruhe (21 Prozent) und Magdeburg (50 Prozent) zu verzeichnen. Dort standen Autofahrer insgesamt zehn Stunden länger im Stau als im Vorjahr. Magdeburg ist an mehreren europäischen Verkehrsknotenpunkten, wie den Bundesautobahnen A2 und A14 sowie an der Elbe, dem Mittelland- und Elbe-Havel-Kanal gelegen – dementsprechend hat dort der Güteverkehr insgesamt einen großen Einfluss auf das Verkehrsaufkommen.
Generell sind vor allem die wachsende Bevölkerung sowie die Urbanisierung Haupttreiber für Staus. So ist die Bevölkerungszahl in Deutschland im letzten Jahr zum ersten Mal seit 2011 gestiegen – insgesamt um 330.000 Menschen.
Köln staureichste Stadt Deutschlands
Besonders gebeutelt in Deutschland sind die Autofahrer in Köln. Hier betrug das Bevölkerungswachstum 2014 ein Prozent– zusammen mit den verbreiteten Baustellen in der Stadt hat dies dazu beigetragen, dass Autofahrer in Köln durchschnittlich 65 Stunden im Stau standen. Im Vergleich zu 2013 sind das neun Stunden mehr und macht aus Köln die staureichste Stadt in Deutschland.
„Zum dritten Mal in Folge sind in Deutschland mehr Staus zu verzeichnen“, so Bryan Mistele, CEO von INRIX. „Das Wirtschaftswachstum in Deutschland hat zu mehr Bauprojekten auf nationaler Ebene geführt. Ebenso ist durch das Bevölkerungswachstum die Reisebereitschaft gestiegen – mit der Konsequenz von deutlich höherem Verkehrsaufkommen.“
„Die Straße ist mehr denn je der attraktivste Beförderungsweg – dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren eher noch verstärken“, so Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte der Universität Duisburg Essen. „Deutschland ist das Transitland Nr. 1 in Europa, daher ist es trotz guter Infrastruktur vorprogrammiert, dass die Staulevel anwachsen.“
Deutschland und Europa im Vergleich
Im INRIX Traffic Scorecard Report wurden 13 europäische Länder analysiert. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) haben dabei im Jahr 2014 ein höheres Stau-Level erfahren als in 2013. In Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit und einem negativen Wirtschaftswachstum wird dagegen ein Staurückgang im Vergleich zu 2013 verzeichnet.
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