Der neue EU-Kommissar für Digitales, Günther Oettinger, hat in einem Interview mit dem Handelsblatt angekündigt in Zukunft auf starke, große nationale Player zu setzen und die Fusion regionaler und kleinerer Anbieter fördern zu wollen.
Dagegen zieht nun der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) ins Feld und warnt vor einer Re-Monopolisierung auf dem europäischen Telekommunikationsmarkt. Der Verband, der  die Interessen eines Großteils der alternativen Netzbetreiber in Deutschland vertritt,hält an seiner Überzeugung fest, dass sich die flächendeckende Versorgung mit Highspeed-Glasfaser-Anschlüssen nur im Rahmen eines dynamischen Investitionswettbewerbs – und damit nur im Zusammenspiel vieler lokaler und regionaler Carrier – realisieren lasse. Man verweist beim Verband darauf, dass in den letzten 16 Jahre der Telekommunikationsliberalisierung viele alternative Netzbetreiber in Deutschland den ganz überwiegenden Teil der Investitionen in Breitbandnetze geleistet hätten.
Kleinere und mittlere Anbieter haben den Großteil der Investitionen gestemmt
Das immer wieder vorgebrachte Argument, „nur gegen übermäßigen Wettbewerb geschützte große TK-Unternehmen seien Garant für Netzinvestitionen“, sei für Deutschland nicht haltbar, wie der Wissenschaftliche Arbeitskreis für Regulierungsfragen (WAR) der Bundesnetzagentur in diesem Jahr festgestellt habe.
Vielmehr hätten die alternativen Netzbetreiber im Zeitraum zwischen 2004 und 2013 den Großteil der Investitionen gestemmt: Insgesamt entfielen auf die Telekom-Wettbewerber hierzulande 34,3 Milliarden Euro beziehungsweise 55,1 Prozent der Gesamtinvestitionen (62,3 Milliarden Euro) – und lediglich 44,9 Prozent auf den Bonner Ex-Monopolisten.
Kein Internet ohne lokale Anbieter
Ohne lokal und regional operierende alternative Netzbetreiber gäbe es hierzulande vielerorts kein Highspeed-Internet, weil sich der Ausbau für große börsennotierte Unternehmen wie die Deutsche Telekom in ländlichen Regionen vielfach nicht rechnet. Hier zählt Flexibilität deutlich mehr als Unternehmensgröße, zumal sich Skaleneffekte beim größten Kostentreiber – dem Tiefbau – kaum realisieren lassen. „Individuelle und innovative Lösungen vor Ort: Sie sind das Rezept, mit dem sich ultraschnelle Glasfaser-Anschlüsse auch in ländlichen und unterversorgten Regionen realisieren lassen“, bekräftigt BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers.
Der renommierte TK-Experte Prof. Dr. Torsten J. Gerpott kommt zu dem klaren Ergebnis, dass der deutsche Telekommunikationsmarkt keineswegs schlechter abschneidet als der TK-Markt anderer (internationaler) Staaten. Die (angeblich zu starke) Regulierung des deutschen TK-Marktes stelle – anders als von der Deutschen Telekom und anderen Ex-Monopolisten vorgetragen – kein Investitionshemmnis dar. Eine Abschwächung der Regulierung für marktbeherrschende Netzbetreiber sei damit kein Lösungsmodell für einen schnelleren (flächendeckenden) Breitbandausbau.
Vielmehr, so Gerpott, seien gerade die alternativen Netzbetreiber unentbehrlich für einen zeitnahen Ausbau mit Highspeed-Internet: „(…) Die Aufrechterhaltung einer hohen Wettbewerbsintensität auf sämtlichen Märkten für TK-Netze/-Dienste und insbesondere für sehr schnelle Breitbandanschlüsse [ist] eine unabdingbare Voraussetzung für die Schließung von derzeit bei NGA-Infrastrukturen vorhandenen Verfügbarkeitslücken.“