Als erstes von acht Braunkohlekraftwerken geht am Samstag das Braunkohlekraftwerk Buschhaus bei Helmstedt in die von der Bundesregierung beschlossene Braunkohle-Reserve. Doch Buschhaus erzeugt schon seit über einer Woche keinen Strom mehr. Der Grund: Der Tagebau ist leer.
Darauf weist die Geschäftsführerin der Klima-Allinaz Deutschland, Christiane Averbeck hin:  „Der Fall Buschhaus zeigt deutlich, wie unverschämt die Kohle-Lobby ihre Interessen bei der Braunkohle-Reserve durchgesetzt hat. Ein Transport der Braunkohle aus dem mitteldeutschen Revier lohnt sich offensichtlich für die MIBRAG nicht mehr, sie schaltete das Kraftwerk ganz ohne Reserve ab. Nun verdient der Energiekonzern noch vier Jahre lang Geld für ein stillgelegtes Kraftwerk. Und das auf Kosten der Stromkunden“
Kritik an Braunkohle
Die Klima-Allianz Deutschland und ihre Mitglieder kritisieren, dass die Braunkohle-Reserve alten Braunkohlekraftwerken den Lebensabend vergolde anstatt das Klima ausreichend zu schützen. So gäbe es bei fünf von acht Kraftwerken deutliche Indizien dafür, dass die Kraftwerke ohnehin stillgelegt worden wären. „Statt einen klaren Fahrplan für einen Kohleausstieg vorzulegen, beugt sich Bundeswirtschaftsminister Gabriel anscheinend den Interessen der Stromkonzerne. Nicht mehr benötigte Altkraftwerke werden auf Kosten der Allgemeinheit für vier Jahre mit Geld überschüttet. Dieses Geld hätte man besser in einen sozialverträglichen Kohleausstieg investiert. So werden wir das Klimaschutzziel 2020 knallhart verfehlen“, sagt Klaus Breyer Leiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft und Sprecher der Klima-Allianz Deutschland.
Braunkohle-Reserve
Über die Braunkohle-Reserve werden schrittweise acht Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen. Ursprünglich sollten Braunkohlekraftwerke für den Klimaschutz gedrosselt werden, doch die Kohle-Lobby setzte ihre Interessen kompromisslos durch. Nun bleiben acht Kraftwerke jeweils vier Jahre in der Reserve und werden in dieser Zeit vom Stromkunden finanziert. Insgesamt wird die Reserve 1,6 Milliarden Euro kosten. Umweltverbände, Entwicklungsverbände, Kirchen und Bürgerinitativen fordern stattdessen einen Kohleausstieg.
Hintergrund
Bis 2013 gehörte das niedersächsische Kraftwerk Buschhaus noch dem Energiekonzern E.on, der das Kraftwerk 2017 stilllegen wollte. Mit der Auskohlung des Helmstedter Reviers hätte sich ein Weiterbetrieb des Kraftwerks für den Energieversorger nicht mehr gelohnt. MIBRAG übernahm das Kraftwerk zu einem Spottpreis und kündigte an, die Braunkohle nach Ende des Tagebaus aus dem rund 150 km entfernten mitteldeutschen Revier zwischen Halle und Leipzig zu beziehen.
MIBRAG ist eine 100-prozentige Tochter des tschechischen Energiekonzerns EPH, der europaweit fossile Risikogeschäfte kauft und künftig in der Lausitz die Braunkohle von Vattenfall übernehmen will. Angesichts der stark eingebrochenen Strompreise lohnt sich der Transport der Braunkohle für die MIBRAG nun offensichtlich nicht mehr. Eine Beförderung der wasserhaltigen Braunkohle ist mit sehr hohen Kosten verbunden, Braunkohlekraftwerke werden aus diesem Grund deshalb immer direkt am Tagebau gebaut. Deshalb schaltete der Energiekonzern MIBRAG das Kraftwerk noch vor Start der Braunkohlereserve ab.